Autoren: Dr. Markus Freiburg & Christina Moehrle, FASE im Oktober 2025
Lange hat sich das Narrativ gehalten, dass Venture Capital (VC) jede Menge Wertschöpfung kreiert, Arbeitsplätze schafft und wichtige Innovationen für die Zukunft fördert. Doch die übliche VC-Denke, in der ein kleiner Teil des Portfolios in Windeseile den Löwenanteil der Rendite stemmt, steht mittlerweile stark in der Kritik. Skalierung um jeden Preis? Immer mehr Stimmen sagen „nein danke“ dazu. Doch wie sonst soll die europäische Finanzierungslücke von knapp einer Milliarde EUR geschlossen werden?
Im Impact-Sektor, wo es ja gerade im Kern um nachhaltiges Wachstum und gesellschaftliche Wertschöpfung geht, wird deshalb neu gedacht – vor allem seit dem „big crunch“ der öffentlichen Entwicklungshilfe. Geduldigeres Kapital, gerne, aber wie? Evergreen Funds, ok, aber spielen da auch die Investoren mit? Wo sind die Kapitalgeber, die auch jetzt noch primär Additionalität (Zusätzlichkeit) verfolgen? Und für welche Impact Unternehmen passt die Turbo-Skalierung wirklich?
Nicht, dass man uns falsch versteht: VC hat auch im Impact-Sektor eine wichtige Rolle zu spielen – nur eben nicht für alle. Wirkungsstarke Portfolio-Kandidaten, deren Impact-Thema und Geschäftsmodell weniger Turbo und mehr langen Atem brauchen, fallen da leicht hinten runter. Wenn man gar eine ungewöhnliche Rechtsform mitbringt wie z.B. einen eingetragenen Verein, Verantwortungseigentum oder eine Genossenschaft, stehen die Chancen eher schlecht, erfolgreich mit einem Impact VC anzubandeln. Felix Schäfer von den Bürgerwerken eG, einem Impact Unternehmen das die Vision einer erneuerbaren, regionalen und unabhängigen Energiezukunft in Bürgerhand verfolgt, hat es am eigenen Leib erfahren. Sein Kredo: „Genossenschaften brauchen einen guten Zugang zu Wachstumskapital, um ihr volles Potential für eine nachhaltige Wirtschaft zu entfalten“.
Die Idee, den üblichen Denk- und Investitions-Horizont zu erweitern, ist deshalb mehr als verlockend. Doch wie genau die versteckten Impact-Champions einbeziehen? Solche, deren positive externe Effekte (noch) nicht monetarisierbar sind, die ungewöhnlichere Geschäftsmodelle mit mehr natürlichem Wachstum verfolgen, sich langfristig zu einem gesunden Mittelstands-Unternehmen mausern wollen und einen Exit erst gar nicht auf dem Schirm haben?
Diese spannende Frage wollen wir mit dem European Catalytic Impact Investing Fund (ECIIF II) beantworten. Wie der Name schon verrät, geht es uns um eine katalytische Wirkung für das sozialinnovative Ökosystem. Eine Geheimzutat ist dabei die InvestEU-Bürgschaft, die durch den European Investment Fund bereitgestellt wird. Sie sorgt dafür, dass durch die Abfederung eines Teils des Ausfallrisikos Investoren im Notfall immer noch eine attraktive Rendite erwirtschaften können. Dann steht der Rest des Portfolios auch nicht unmittelbar unter Hochspannung, Verluste durch Maximal-Performance ausgleichen zu müssen.
Grafik: ECIIF II Fokus im Vergleich zu klassischen VC
Die zweite schmackhafte Zutat ist die Erweiterung des Instrumentariums um selbstliquidierendes Mezzaninkapital in Form von Wandeldarlehen. Mit anderen Worten: kein Exit nötig, aber Upside für Investoren. Wenn man dann noch einen systemischen Ansatz fährt, der die enge Verzahnung zwischen den Impact-Themen versteht und sich deshalb breit diversifiziert aufstellt, kommt ein spannendes Rezept für die Zukunft heraus. Die große Vision dahinter: Statt von den USA und China abgehängt zu werden, in Europa einen innovationsstarken, neuen Impact-Mittelstand finanzieren, der fit für die Zukunft ist.
Everwave, in das der Vorgängerfonds ESIIF investiert hat, bestätigt das leidenschaftlich: „Wir haben 2018 gegründet, um die Verschmutzung der Ozeane zu stoppen“, erklärt Clemens Feigl, Gründer und CEO. „Unsere Lösung stoppt Plastikmüll bereits am Eintragungsort in die Ozeane, an großen Flüssen, und wir bauen auch Infrastruktur für die Verwertung auf.“ Doch für einen Finanzierungsweg über klassische VCs kam everwave eher nicht infrage. „Wir haben vier Jahre gebraucht, um überhaupt ein funktionierendes B2B-Geschäftsmodell über innovative Plastic Credits zu kreieren. Wenn ich in früheren Fundraising-Runden mit Impact VCs gesprochen habe, hatte ich oft den Eindruck, dass zwar Impact draufsteht, aber es letztlich um Rendite geht. Das hat sich in jüngster Zeit verändert.“
In der aktuellen Finanzierungsrunde, die FASE aktiv begleitet hat, hat sich everwave bewusst dazu entschieden, auf Profitabilität statt auf Umsatz pushen zu setzen. Das hat zum großen Erfolg der Runde beigetragen. „Ich will gerne fund returner werden“, bestätigt Clemens, „aber gleichzeitig geht es uns primär darum, impact first zu sein und ein großes Problem zu lösen. Das schafft auch eine unglaubliche Verbundenheit in unserem Team. Mittelfristig halte ich Cases wie unseren für erfolgreicher, auch weil sie nicht so austauschbar sind.“
Die Zeichen stehen insofern auf Innovation – weg vom klassischen VC-Modell als einzige Lösung zur Impact Startup-Finanzierung und hin zu einem ganz eigenständigen Weg für Europas Impact-Ökosystem. Aber das geht nur gemeinsam. Seien Sie mit dabei! Mehr zum ECIIF II unter www.eciif.eu.