Wenn ein Mann, der sechs Billionen US-Dollar verwaltet, einen Strategiewechsel ankündigt, sollte man ihm zuhören. Die Rede ist von Larry Fink, dem CEO von BlackRock, der größten und umstrittensten Fondsgesellschaft der Welt. Sogar er ist der Ansicht, dass die Zeiten vorbei sind, in denen sich der Erfolg eines Unternehmens nur über Umsatz und Gewinn definiert hat. Zunehmend wichtiger werde auch, ob es sich um die nachhaltige Lösung von gesellschaftlichen und ökologischen Problemen bemüht. „Die Gesellschaft wendet sich der Privatwirtschaft zu und fordert von den Unternehmen, auf gesellschaftliche Herausforderungen zu reagieren“, heißt es bei Fink und weiter, „sowohl öffentliche als auch private Unternehmen müssen einem sozialen Zweck dienen“. Wobei man bei derartige Ankündigungen immer kritisch prüfen sollte, ob es sich ggf. nur um „Greenwashing“ handelt.
Es kommt einer Zeitenwende gleich, wenn die wichtigste Fondsgesellschaft des Planeten mal eben die Regeln des kapitalistischen Wirtschaftssystems neu schreibt. Milton Friedmann, einer der bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, erklärte noch jede unternehmerische Abweichung vom „Kerngeschäft“ zu einer Bedrohung für die Bilanzen. Dass keine zwanzig Jahre nach seinem Tod plötzlich aus dem Herzen der Wallstreet heraus die Mahnung an die Geschäftswelt ergeht, dass die Zeiten der ausschließlichen Gewinnmaximierung vorbei sind, ist beachtlich. Doch die Fakten geben Larry Fink recht. Die Gesellschaft hat sich gewandelt. Das Bewusstsein dafür, dass globale Probleme alle angehen, hat die soziale Sensibilität gestärkt. Eine Folge davon ist der Aufstieg sozialer und nachhaltiger Anlageformen. Allen voran des Impact Investing, sozusagen als Speerspitze oder Vorreiter des Änderungsprozesses.
Ein Potenzial von bis zu 26 Billionen US-Dollar
Schon heute wird das weltweit auf diese Weise angelegte Vermögen auf 228 Milliarden US-Dollar geschätzt, wobei JP Morgan ein Volumen von bis zu einer Billionen US-Dollar bis Mitte der 2020er Jahre erwartet. Noch optimistischer ist die Entwicklungsbank Internationale Finanz-Corporation, die als Teil der Weltbank ihre Aufgabe darin sieht, den Privatsektor in Entwicklungs- und Schwellenländern zu fördern. Sie kommt auf ein Potenzial von bis zu 26 Billionen US-Dollar.
Woher kommt diese Euphorie? Neben dem gesellschaftlichen Wandel, der auch vor dem Anlageverhalten nicht Halt macht, sind es vor allem junge Menschen und Frauen, die durch nachhaltiges Investieren zu einer besseren Welt beitragen wollen. In beiden Gruppen ist Impact Investment eine beliebte Investitionsmöglichkeit. 85 Prozent der Frauen und 86 Prozent der Millennials können sich eine nachhaltige Investition vorstellen, wobei letztere gerade ihre berufliche Karriereleiter hinaufsteigen und somit über immer mehr Kapital verfügen. Hinzu kommt, dass sie von ihrer wohlhabenden Elterngeneration in den nächsten Jahrzehnten Vermögenswerte in Billionenhöhe erben werden.
Wir erleben die größte Vermögensumschichtung der Geschichte
Beim Vermögen, das die Babyboomer-Generation ihren Kindern hinterlässt, handelt es sich um den größten Reichtumstransfer der Menschheitsgeschichte. Und er kommt einer Generation zugute, die sich für Impact Investing so sehr interessiert wie keine zuvor. Schon in diesem Jahr verfügen die Millennials über ein Vermögen von etwa 24 Billionen US-Dollar und die Kurve wird über viele Jahre weiter steil nach oben gehen. Selbst in Deutschland, wo es traditionell jede Anlageform schwer hat, die kein Sparbuch ist, können sich 15 Millionen Menschen eine nachhaltige Geldanlage vorstellen.
Zum wachsenden Erfolg von Impact Investing dürfte auch beitragen, dass das Vorurteil widerlegt wurde, Unternehmen seien weniger erfolgreich, wenn sie sich auch für nachhaltige Ziele einsetzen. Vergleichsstudien kommen zum Ergebnis, dass die Renditen solcher Unternehmen nicht unter denen anderer Wettbewerber liegen, die sich nur auf ihr „Kerngeschäft“ konzentrieren. Im Gegenteil wird erwartet, dass ein Mangel an sozialer Verantwortung zunehmend stärker durch den Markt und die Kunden abgestraft werden wird und der vermeintliche Vorteil dadurch zu einem Nachteil wird. Vor allem über langfristige Investment-Perioden sind nachhaltige Geschäftsmodelle auch finanziell erfolgreicher.
Impact Investing zähmt die Gier mithilfe der Moral
Die Zeiten ändern sich und wer auch morgen noch in der Wirtschafts- und Finanzwelt eine Rolle spielen will, muss die Zeichen der Zeit erkennen und sich anpassen. Immer mehr Banken, Börsengiganten und Fonds haben das verstanden. Einer der Gewinner dieser neuen Zeit, in der Profit nicht mehr über allem steht, wird das Impact Investing sein. Es verbindet den Wunsch nach einem aktiven Beitrag zur Rettung der Welt und das Ziel mindestens den Kapitalerhalt bzw. eine relevante Marktrendite zu erreichen. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich diese Anlageform entwickeln wird, der die größte Fondsgesellschaft der Welt eine goldene Zukunft zutraut.