Eine Anlagestrategie mit Impact

Vorsorgeeinrichtungen können mit ihren Kapitalanlagen über die Rendite hinaus eine positive Entwicklung in bestimmten Themenfeldern fördern. Eine Möglichkeit besteht in der Vorgabe von zusätzlichen Impact-bezogenen Themen und Zielen für gewisse Vermögensteile.

Die kanadische Vorsorgeeinrichtung Fondaction investiert einen bedeutenden Teil ihres Portfolios mit einem Impact Investing-Ansatz und geht dabei weit über die Anwendung von ESG-Kriterien hinaus. Wie macht sie das und was bringt es den Versicherten? Welche Aspekte lassen sich in den Schweizer Kontext übernehmen?

Schon bei der Gründung der Vorsorgeeinrichtung Fondaction vor 25 Jahren wurde in deren Mission Statement verankert, sich für das Wohl der Arbeitnehmer:innen der Provinz Quebec einzusetzen. Es geht dabei nicht nur darum, eine finanzielle Absicherung im Alter zu gewährleisten, sondern auch ein soziales und ökologischen Umfeld, das eine hohe Lebensqualität erlaubt. Damit wurde der Grundstein für einen Impact Investing-Ansatz gelegt, obwohl es den Begriff damals noch überhaupt nicht gab und die Anlagen ganz traditionell bewirtschaftet wurden.

Die Asset Allocation von Fondaction ist der einer Schweizer Pensionskasse ähnlich. Es gibt keine Kategorie „Impact Investing“. Bei der Umsetzung jedoch geht die Vorsorgeeinrichtung ihren eigenen Weg. Sie verfolgt eine Nachhaltigkeitsstrategie, die zusätzlich eine Impact Investing-Komponente enthält (siehe Abbildung) und über das gesamte Anlagevermögen angewendet wird.

Liquider Vermögens-Pool ermöglicht das Cash-Management

Die Anlagen sind in zwei Pools aufgeteilt: einen „Entwicklungs-Pool“ („Investissements en capital de développement“) und einen liquiden Pool („Autres Investissements“). Dabei ist die Bewirtschaftung des liquiden Pools an externe Vermögensverwalter ausgelagert und enthält ausschliesslich liquide Anlageinstrumente, hauptsächlich börsenkotierte Aktien und Obligationen. Dieser liquide Vermögens-Pool ermöglicht das Cash-Management der Vorsorgeeinrichtung und entspricht der regulatorischen Vorgabe.

Der Entwicklungs-Pool wird von eigenen Portfoliomanagern bewirtschaftet und orientiert sich hauptsächlich an drei Impact-Themen: Bekämpfung des Klimawandels („lutte contre les changements climatiques“), nachhaltige Nahrungsmittelindustrie („agroalimentaire duarble“) und nachhaltige Städte und Gemeinschaften („villes et communautés durables“). Die Wahl dieser drei Themen habe ihren Ursprung in der Mission, sei aber schlussendlich das Ergebnis eines längeren Prozesses, wie Pierre-Laurent Macridis, Impact Portfolio Manager, erklärt. Insbesondere bei den Private Equity-Anlagen ging es schon immer um die Identifikation von interessanten Anlageopportunitäten mit Wachstums- und Renditepotenzial für die Zukunft. Natürlich hat sich dabei beispielsweise die Klima-Thematik mit den damit eng verknüpften Branchen rasch herauskristallisiert. Und schließlich wurde erkannt, dass das Portfolio viele Kriterien von Impact Investments erfüllt.

Eigene Impact-Vehikel können mit einer Mandatsvergabe verglichen werden

Die explizite Verankerung der drei Impact-Themen in der Anlagestrategie gibt es erst seit etwa zwei Jahren und ist das Resultat der Verschmelzung der Mission, bestehenden Impact-Investments und den damit verbundenen Erfahrungen und Expertise, die das Investment-Team bereits erlangt hat.

Die Auswahl der Anlagen des Entwicklungs-Pools erfolgt primär im Rahmen von Rendite-Risiko-Vorgaben, die das verantwortliche Anlagegremium vorgibt. Das Team verfügt über einen breiten Spielraum in der Allokation der Impact-Themen sowie der Auswahl von geeigneten Anlagevehikeln. Das ist wichtig, damit Opportunitäten optimal genutzt werden können. Drei verschiedene Finanzinstrumente werden eingesetzt: Beteiligungen in lokale Unternehmen, Spezial- oder Themen-Fonds und eigene Impact-Vehikel. Zu den Fonds gehören beispielsweise auch indirekte Immobilienanlagen. Eigene Impact-Vehikel können mit einer Mandatsvergabe verglichen werden, wobei die Umsetzung nach strengen Vorgaben der Vorsorgeeinrichtung erfolgt.

Für Anlagen des Entwicklungs-Pools kommen zusätzliche Impact-Kriterien zur Anwendung

Die Nachhaltigkeitsstrategie gibt einen ESG-Minimalstandard (Umwelt-, Sozial-, und Governance-Kriterien) für alle Vermögenswerte vor. Bei der Auswahl externer Vermögensverwalter oder Fondsanbieter sind diese Kriterien in den Due-Diligence-Prozess integriert und die Einhaltung wird regelmäßig überwacht. Für Anlagen des Entwicklungs-Pools kommen zusätzliche Impact-Kriterien zur Anwendung. Hier unterscheidet sich der der Ansatz von Fondaction. Es muss ein Wirkungsziel definiert und dieses dann anhand von bestimmten Kennzahlen gemessen werden. Im Fall von „Bekämpfung der Klimaveränderung“ sind dies Investitionen in erneuerbare Energien, wobei klare Ziele zur Einsparung von Treibhausgasen gemacht und gemessen werden. Diese Zusatzauflagen von Auswahl, Überwachung und Reporting von Impact-Investitionen bringen Vorteile bezüglich Qualität der Investments. „Die zusätzlichen Informationen, die wir so erhalten, führen zu einem besseren Verständnis für unsere Anlagethemen, neue Branchen sowie mögliche Zukunftsentwicklungen“, sagt Pierre-Laurent Macridis. Schließlich wirkt sich das positiv auf die Selektion von Investments aus, und damit auf die finanzielle Rendite. „Es wird immer deutlicher, dass es nicht nur keine Kompromisse bei der finanziellen Performance gibt, um positiven Impact zu erzielen, sondern es wird immer wichtiger, Impact anzustreben, um auf nachhaltige Weise finanzielle Erträge zu erzielen“, so Geneviève Morin, Präsidentin und CEO von Fondaction.

Integration von Impact in eine Anlagestrategie ist ein Prozess

Impact Investing im Vorsorgeumfeld ist also möglich. Einerseits birgt es das Potenzial, zusätzliche Renditequellen zu eröffnen. Andererseits trägt die positive soziale und ökologische Wirkung der Investments dazu bei, für die eigene und zukünftige Generationen eine hohe Lebensqualität zu gewährleisten. Auch das kann und ist für Versicherte ein wichtiger Faktor und wird bei den jüngeren Generationen vermehrt spürbar. Sicherlich gibt es zwischen Kanada und der Schweiz regulatorische Unterschiede. Aber die treuhänderische Pflicht gilt für alle Vorsorgeeinrichtungen und darf nicht nur die Risikosicht von ökologischen und sozialen Themen berücksichtigen, sondern auch die neuen Anlagechancen und Ansätze.

Die Integration von Impact in eine Anlagestrategie ist ein Prozess, der auf Bestehendem aufbaut. Womöglich begingt er spezifische Ausbildung oder externe Begleitung. Sicherlich werden zusätzliche Ansprüche an die Anlageverantwortlichen und Überwachungsorgane gestellt. Ein Blick auf den Aufwand allein darf aber nicht entscheidend sein, denn sonst könnten Opportunitäten übersehen werden, die nicht nur finanziell einen wichtigen Beitrag leisten, sondern eben auch eine positive Wirkung bringen können als Antwort auf gegenwärtige wirtschaftliche, ökologische und soziale Herausforderungen, mit denen wir alle konfrontiert sind und mehr und mehr sein werden. Auch als zukünftige Rentner.

Der Artikel erschien erstmals im Magazin Schweizer Personalvorsorge (Ausgabe 07-21).

Über die Autorin: Mirjam Garzon

Mirjam Garzon ist Gründerin und Partnerin von Impact Capital Advisory, eine auf Impact Investing spezialisierte Beratungsfirma in der Schweiz. Sie repräsentiert das Global Impact Investing Network (GIIN) in Deutschland, Schweiz und Österreich als Senior Advisor Europe.

GIIN ist die global führende Denkfabrik für Impact Investing und bietet Anleitungen, Studien und der meistverwendete Standard für Wirkungsmessung in Impact Investing. Zudem ist sie Mitglied des Advisory Board der Phenix Capital Group in den Niederlanden, welche auf die Analyse von Impact Investing Fonds spezialisiert ist. Zuvor leitete sie während 12 Jahren bei responsAbility die Bereiche Global Business Development und Product Management und leistete damit einen massgeblichen Beitrag zur Entwicklung der Firma vom Start-up zu einem heute global führenden Impact Asset Manager.

Mirjam Garzon begann ihren beruflichen Weg im traditionellen Finanzsektor in den Bereichen Vermögensverwaltung, Derivate und Risikomanagement bei verschiedenen Instituten. Mirjam Garzon hat einen Master in International Relations der Universität Genf.

Mirjam Garzon
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