Unterschiede zu anderen Investments

Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an nachhaltigen Geldanlagen auf dem Markt. Worin unterschiedet sich das Impact Investing von diesen? Um das zu verstehen, ist ein Blick in die Geschichte nötig. Lange Zeit hinweg beherrschten Geldanlagen das Finanzwesen, die ausschließlich darauf ausgerichtet waren, möglichst hohe Rendite auszuschütten. Der Fokus dieser klassischen Investments lag auf Gewinnmaximierung und nur daran wurden sie gemessen. Es gab wenige moralische Skrupel und Begriffe, wie Nachhaltigkeit, spielten keine Rolle.

Doch in den 1969er Jahren änderte sich etwas. Im Zuge der Friedensbewegung und des erwachenden Klimaschutzes wollten immer mehr Investoren genauer wissen, was mit ihrem Geld eigentlich finanziert wird. Sie wollten vermeiden, dass sie unabsichtlich Branchen oder Unternehmen unterstützen, mit denen sie aus moralischen Gründen ein Problem haben. Dieses Vorgehen erhielt den Namen Social Responsible Investing (SRI). Dabei wurden ganze Branchen als Investitionsobjekt ausgeschlossen, um dadurch deren negativen Folgen auf Umwelt und Gesellschaft nicht zu fördern („negative Screening“ / Ausschlußkriterien).

Als eine Folge davon zogen viele Anleger, Unternehmen und Staaten Gelder aus dem Südafrika der Apartheid ab. Insgesamt die enorme Summe von 625 Milliarden Dollar. Mit dem SRI-Ansatz verlor das Renditenstreben die Hoheit über die Finanzwelt. Auf einmal reichte es nicht mehr, nur hohe Gewinne versprechen zu können. Man musste auch nachweisen, dass diese auf eine moralisch angemessene Weise möglich sind.

Kein Geld für südafrikanische Rassisten

Für die Freunde des reinen Renditedenkens brachen aber noch schwerere Zeiten an, als das ESG die Finanzbühne betrat. Ausgeschrieben steht das für Environment Social Governance und unterscheidet sich deutlich vom SRI. Während dieses vor allem versucht, problematische Branchen zu boykottieren, wirft ESG einen Blick auf die Selbstdarstellung von Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Wie sehr sich die Gesellschaft seit den Tagen des reinen Profitstrebens gewandelt hat, ist an ESG gut ablesbar. Unternehmen verpflichten sich freiwillig zu einem bestimmten nachhaltigen Verhalten, um damit Investoren von sich zu überzeugen („positive Screening“ / Positivauswahl).

Zu den für ESG relevanten Kriterien könnten unter anderem gehören: Welcher Beitrag wird dafür geleistet, Ressourcen zu schonen, die Umwelt zu entlasten und die Klimabelastung zu verringern? Wie ist die Arbeitsatmosphäre, was wird gegen Diskriminierung unternommen und werden Zulieferer fair bezahlt? Sind die eigenen Produkte kosteneffizient in der Herstellung und langlebig im Verbrauch? Welche Vision für die Zukunft hat das Unternehmen und welchen Beitrag will es zu einer besseren Welt leisten?

Unternehmen wollen Gutes tun – für ihre Bilanzen und Investoren

Da es sich bei den ESG-Kriterien um freiwillige Angaben der Unternehmen handelt, hat sich mittlerweile eine eigene Industrie entwickelt, die versucht, eine Vergleichbarkeit in diesem Bereich des nachhaltigen Investierens zu etablieren. So gibt es die Global Report Initiative, die Nachhaltigkeitsreporte erstellt und auf diese Weise den Unternehmen ESG-Noten ausstellt. Weil Nachhaltigkeit mittlerweile in der Finanzwelt ein wichtiger Faktor ist, ist es für die Unternehmen auch entsprechend wichtig, dass ihre Anstrengungen in diese Richtung anerkannt werden.

Mit schlechten Werten im ESG-Bereich sinken die Chancen auf Investoren, zumal längst von führenden Finanzexperten die Meinung vertreten wird, dass mittelfristig nur erfolgreich sein kann, wer Investoren und Kunden von seiner eigenen Nachhaltigkeits-Philosophie überzeugen kann. Während beim SRI das Ausschlusskriterium darin besteht, was ein Unternehmen produziert, besteht das Ausschlusskriterium beim ESG darin, wie ein Unternehmen das was produziert. So würde beispielsweise ein Windrad-Hersteller den SRI-Kriterien entsprechen, aber sollte er in einem Schwellenland produzieren und dort die Arbeiter ausbeuten, würde er an der ESG-Hürde scheitern. 

Die Welt retten und dabei etwas für sein Konto tun

Damit ist die Zeit für Impact Investing gekommen. Diese Geldanlage will ebenfalls einen nachhaltigen Effekt bewirken und zugleich eine marktübliche Rendite erzielen. Wobei ihr Ansatz gewinnorientierter ist als bei SRI- oder ESG-Anlagen. In diesen darf zum Teil der nachhaltige Erfolg auch auf Kosten der Renditeausschüttung gehen. Beim Impact Investment besteht das Ziel vielmehr darin, sowohl eine Finanz-Rendite (mindestens den Kapitalerhalt) als auch soziale und ökologische Erfolge zu verbinden.

Gleichzeitig ist diese Anlageform offensiver als die beiden anderen Ansätze. Während SRI vor allem „unmoralische“ Branchen ausschließt und ESG sich mit der „Selbstdarstellung“ von Unternehmen beschäftigt, fließt Impact Investing oft in Innovationen oder Unternehmen, die eine Anstoß- oder Abschlussfinanzierung benötigen. Im Gegensatz zur Rendite-Fixierung der klassischen Investments findet die des Impact Investing allerdings innerhalb der Grenzen von SRI und ESG statt. Rendite und Gewissen kommen bei dieser Anlageform zusammen, die darum ihr Kapital nur in Projekte geben kann, die sich mit der Lösung von ökologischen, ökonomischen oder sozialen Problemen beschäftigen. Ähnlich wie für das ESG gibt es mittlerweile auch für Impact Investing Vergleichsportale im Internet, auf denen zu sehen ist, welche Branchen und Unternehmen sich für eine solche Finanzierung eignen und welche nicht.

Bei Impact Investing ist darüber hinaus noch die klare Intention bei einer Investition von Bedeutung, proaktiv den gewünschten sozialen oder ökologischen Mehrwert auch wirklich zu erzielen. Um dies im Nachhinein auch belegen zu können, muss dieser Mehrwert evaluierbar bzw. messbar sein. Auch beabsichtigt das Impact Investing eine „Additionality“ oder Zusätzlichkeit des Kapitals, das ohne den Mehrwert nicht investiert worden wäre.

Innovationen fördern, statt Branchen boykottieren

Traditionell sind Investitionen im Bereich der nachhaltigen Geldanlage eher passiv. Es wird darauf geachtet, Branchen zu bannen, die für moralisch problematisch gehalten werden. Impact Investment hingegen ist eine aktivere Geldanlage. Wo SRI-Investments nicht in Atomkraft investieren, könnte Impact Investing die Gründung erneuerbarer Energielieferanten anstoßen und wo ESG-Investments nicht in den Fleischgroßhandel investieren, könnte Impact Investing ein Laborfleisch-Startup unterstützen.

Zum Abschluss könnte man sagen: Nachhaltige Investments sind etwas für geduldige Weltverbesserer – Impact Investings etwas für die Ungeduldigen unter ihnen.