Social Investing

Social Investing

Definition

Die Unterstützung von Unternehmen, Innovationen und Ideen, die einen nachhaltigen Effekt auf die Ökologie oder Gesellschaft ausüben. Für Social-Investing ist die Einhaltung bestimmter ethischer Standards entscheidend. Stärker als andere Investments ist dieses daher an moralische Vorstellungen davon geknüpft, was für Werte eine Gesellschaft auszeichnen sollen. Zu den wichtigsten Anlagen-Kriterien gehört darum, dass nur dort investiert wird, wo es weder Rassismus, Diskriminierung, Ausbeutung noch Lohndumping gibt.

Geschichte

Die Geschichte des Social-Investings ist eng verknüpft mit dem Aufstieg sozialer Bewegungen, die nicht nur das gesellschaftliche Klima verändert haben, sondern auch die Wirtschaftswelt. Während jedoch die gewandelte rechtliche und gesellschaftliche Rolle von Homosexualität oder Frauen für jeden offensichtlich ist, werden die Veränderungen in der Wirtschaft von den meisten Menschen kaum wahrgenommen. Dabei hat das Social-Investing den Kapitalismus mit einem Verantwortungsgefühl ausgestattet, durch das die reine Fixierung auf möglichst hohe Renditen immer mehr zu einem Wert neben anderen schrumpft.

Längst ist es für Unternehmen wichtig, sich auch jenseits der eigenen wirtschaftlichen Interessen für nachhaltige Ziele einzusetzen. Damit geht der Aufstieg von Werten einher, die noch vor wenigen Jahrzehnten keine Bedeutung in den Führungsetagen hatten. Etwa in Bezug darauf, was das Unternehmen für eine klimafreundlichere Welt leistet oder ob die Menschenrechte der Zulieferer aus Entwicklungsländern geschützt sind? Fragen der Nachhaltigkeit spielen heute eine viel größere Rolle als noch vor zwanzig Jahren und werden in zwanzig Jahren wiederum eine noch größere Rolle spielen als heute.

Es gibt Wirtschaftsexperten, die dem Social-Investing sogar zutrauen, die führende Investmentform der Zukunft zu werden. Selbst BlackRock, die umstrittenste und größte Fondsgesellschaft der Welt, hält Modelle wie das Impact Investing für einen der wichtigsten Märkte der Zukunft.

Schon jetzt hat es einen beeindruckenden Siegeszug hinter sich. Nach bescheidenden Anfängen in christlichen Kirchengemeinden wie den Quäkern und Methodisten, die aus moralischen Gründen nicht in „Sündenindustrien“ wie die Tabak- oder Glücksspielindustrie investieren wollten, entdeckten auch die Bürgerbewegungen in der Mitte des 20. Jahrhunderts das Aussortieren bestimmter Industrien und Unternehmen als Druckmittel, um ihre Ziele durchzusetzen.

So kam es beispielsweise während des Vietnamkriegs an den US-Universitäten zu Protesten gegen Firmen, die Napalm an das Militär lieferten. Doch die erfolgreichste Social-Investing-Kampagne richtete sich gegen das Südafrika der Apartheid. Weltweit beendeten damals Unternehmen ihre Investitionen im Land und gaben damit dem Druck ihrer Geldgeber und der öffentlichen Meinung nach.

Nachdem die Kämpfe um Gleichberechtigung in den westlichen Staaten weitestgehend erfolgreich beendet wurden, wendete sich das Social-Investing ab den 1980er Jahren und verstärkt seit Anfang des 21. Jahrhunderts ökologischen Fragen zu. Mittlerweile wird der Klimawandel als eine der größten Bedrohungen der Menschheit begriffen, auf die reagiert werden muss. Bei dieser Herausforderung werden zunehmend nicht nur die Regierungen in die Pflicht genommen, sondern auch die Wirtschaft. Es wird immer seltener akzeptiert, dass Konzerne sich nur auf ihr Kerngebiet konzentrieren. Daneben haben sie auch eine ökologische und ökonomische Verantwortung. Dass Unternehmertum zunehmend in diesem Zweiklang verstanden wird, ist einer der größten Erfolge des Social-Investing.

Kriterien

Es gibt eine Reihe von Werten, die im Social-Investing beachtet werden müssen. Wichtig ist vor allem, dass die Investition einen nachhaltigen Effekt erzielt, die mindestens eine branchenübliche Rendite ermöglicht. Im Gegensatz zu Philanthropie oder zu Spenden wird ein Social-Investing mit einer klaren Gewinnerwartung getätigt.

Es gibt zugleich eine Reihe von Ausschlusskriterien, etwa für Waffen, Tierversuche, Glücksspiel oder Menschenhandel. Die entscheidenden Kategorien dafür, ob ein Investing auch ein Social-Investing ist, betreffen wiederum das ökonomische und ökologische Bewusstsein, faire Bezahlung, einen diskriminierungsfreien Arbeitsplatz und eine möglichst schonende Produktionsweise. 

Beispiele

Es gibt eine Vielzahl von Social-Investing-Optionen auf dem Markt. Dazu gehört das Aussortieren problematischer Industrien, das Investieren in Zukunftstechnologien, das Impact Investing oder die Beachtung der SRI- und ESG-Kriterien. Entsprechend kann es Social-Investings in jedem ökologischen oder ökonomischen Kontext geben, solange damit eine nachhaltige Wirkung angestrebt wird. Darunter kann ein Projekt zur Reduzierung der Obdachlosigkeit ebenso fallen wie eines zur Lösung von Umweltproblemen oder der Stromversorgung isolierter Siedlungen in Afrika. Entscheidend ist der nachhaltige Mehrwert eines Projektes, dadurch wird es zu einem Social-Investing.

Aussichten

Weltweit wächst das Bewusstsein dafür, dass der Klimawandel eine Bedrohung für die Menschheit ist, die Wohlstand und Sicherheit gefährdet und im schlimmsten Fall existenzgefährdend ist. Im gleichen Maße setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass mit diesem Planeten und seinen Ressourcen schonender umgegangen werden muss. Zu den Bereichen, in denen ein Wandel unumgänglich ist, gehört auch die Wirtschaft. Von Unternehmen wird mittlerweile erwartet, dass sie einen nachhaltigen Beitrag für die Umwelt leisten.

Wirtschaftsexperten vermuten, dass dieser Trend noch weiter zunehmen wird und dadurch auch die Attraktivität von Social-Investings. Die Zahlen sprechen dazu eine deutliche Sprache. So gab das ‚Forum for Sustainable and Responsible Investment‘ in seinem Jahresbericht bekannt, dass innerhalb von zwei Jahren das nachhaltige Anlagenvermögen (zu dem auch Social-Investing gehört) auf 30,7 Billionen US-Dollar angewachsen ist – was einem Anstieg von 34 Prozent entspricht.

Ambitionierte Pläne, wie das von der Europäischen Union verkündete Ziel einer Klimaneutralität bis 2030 oder der in den USA diskutierte Green New Deal lassen darauf schließen, dass Social-Investing erst am Anfang seiner Entwicklung steht. Die Menschen wollen auch in Zukunft Rendite verdienen, aber sie wollen mittlerweile auch einen Beitrag zur Rettung der Welt leisten. Beides bieten Anlagen in Social-Investings, weswegen ihr Anteil in den nächsten Jahren wohl weiter zunehmen wird.

Noch sind die EU und die USA die größten Investoren in diesem Bereich, wobei in der EU eine Reduzierung auf hohem Niveau stattfand und von 58,8 Prozent 2014 auf 48,8 Prozent 2018 zurückging. Die USA kommen aktuell auf 25,7 Prozent, während sie 2014 noch bei 17,9 Prozent lagen. Aber auch in anderen Ländern ist Social-Investing auf dem Vormarsch. In Neuseeland und Australien liegen die nachhaltigen Geldanlagen mittlerweile bei 63 Prozent und damit vor allen anderen. In Kanada ist das Social-Investing ebenfalls mit 50,3 Prozent vorne, während es in Japan in zwei Jahren von 3,4 Prozent auf 18,3 Prozent anstieg.

Die UN-Klimakonferenzen, die mediale Berichterstattung, die Warnungen der Wissenschaftler und nicht zuletzt das Eigeninteresse der Menschen, in einer möglichst lebensfreundlichen Umgebung zu leben, lassen das Social-Investing zusätzlich attraktiver erscheinen. Es gibt also eine Reihe von Indikatoren die vermuten lassen, dass die Erfolgsgeschichte dieser Anlageform gerade erst begonnen hat.