Socially Responsible Investing (SRI)

Socially Responsible Investing (SRI)

Definition

Socially Responsible Investing steht für ein sozial verantwortungsvolles Investieren. Also für eine Form moralischer Geldanlage, bei der nicht der mögliche Profit im Mittelpunkt steht, sondern das Ziel, mit dem Investment auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert zu schaffen. Darum werden bestimmte Industrien von vorneherein als Kaufoption ausgeschlossen. Eine solche Geldanlage bekennt sich zu einer Verantwortung für die Umwelt, die auch von den entsprechenden Unternehmen eingefordert wird.

Geschichte

Die Welt ist komplizierter geworden. Vor 150 Jahren verbanden zwei Eisenbahngesellschaften die beiden Küsten der USA miteinander. Die Arbeitsbedingungen waren hart, auf die Umwelt wurde keine Rücksicht genommen und Menschen vertrieben, die dem Bau im Weg standen. Außerdem wurden 30 Millionen Bisons als Gefahr für den Schienenverkehr getötet. Nach heutigen Maßstäben wären die Verantwortlichen im Gefängnis und ihre Firmen bankrott.

Damals gab es allerdings noch kein gesellschaftliches Bewusstsein dafür, dass solche Zustände nicht akzeptiert werden können. Weil aber auch das Wirtschaftssystem letztlich nur ein Spiegel der Gesellschaft ist, gewannen moralische Motive mit dem Aufstieg der Bürgerrechts- und Umweltschutzbewegung in den 1960er- und 1970er-Jahren zunehmend an Bedeutung. Damit einher ging auch die Zunahme von Geldanlagen, die sich deren Zielen verbunden fühlten.

Immer mehr Investoren wollten nicht mehr nur Profit sehen, sondern auch Gutes dabei tun. Manchmal reichte es den Geldgebern, wenn bestimmte Branchen oder Unternehmen ausgeschlossen blieben, was sich oft auf Waffen- und Tabakkonzerne bezog. In anderen Fällen ging der Wunsch darüber hinaus und es sollte nicht nur nichts „Böses“ unterstützt werden, sondern explizit etwas „Gutes“.

Dieser Wunsch bildete sich in einer immer größeren Zahl von entsprechenden Fonds und Investitionsmöglichkeiten ab. Katastrophen wie in Tschernobyl ließen das Interesse an SRI-Kriterien noch weiter wachsen, da die Gefahren großer Umweltkatastrophen stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft rückten.

Gleichzeitig gehörte es zunehmend zum Selbstbild von Unternehmen, ihre eigenen ethischen Standards zu formulieren und sich auch außerhalb des eigenen Kerngeschäfts für die Allgemeinheit oder Umwelt zu engagieren. Dieser Trend setzte sich so sehr durch, dass es heute die Regel ist, als Unternehmen die eigene soziale Verantwortung durch bestimmte Engagements zu unterstreichen.

Mit dem Aufstieg des Socially Responsible Investings ging zugleich ein Paradigmenwechsel in der Wirtschaftstheorie einher. Lange Zeit galt es als Gefahr für den Profit, wenn ein Unternehmen sich auch in nachhaltigen Projekten engagierte, weswegen solche Aktivitäten mit Verweis auf die Wettbewerbsfähigkeit abgelehnt wurden. Mittlerweile sind Studien zum Ergebnis gekommen, dass ein solches Engagement keineswegs einen Nachteil darstellt. Auch die wirtschaftliche Praxis bestätigt längst diese Annahme. Mittlerweile ist es zunehmend ein Vorteil, SRI-Kriterien zu berücksichtigen, während es ein (Wettbewerbs-)Nachteil ist, darauf zu verzichten.

So haben sich die Vorzeichen innerhalb weniger Jahrzehnte umgekehrt, was auch für den gesellschaftlichen Wandel spricht, der seitdem stattgefunden hat. Es ist ein kollektives Bewusstsein dafür erwacht, dass jeder eine Verantwortung dafür trägt, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen und in was für einem Zustand sich Natur und Klima befinden.

Würden heute zwei Eisenbahnunternehmen die US-Küsten verbinden wollen, würden sie in Einklang mit ihren SRI-Regeln ihre Arbeiter ordentlich bezahlen, medizinisch versorgen und angemessene Schlafmöglichkeiten anbieten, während sie mit den Ureinwohnern Entschädigungszahlungen aushandeln und die 30 Millionen Bisons in einem aufwendigen Umsiedlungsprojekt auf neue Weidegründe führen. Eigentlich klingt das alles nach einer gerechteren Welt und daran hat auch der Aufstieg des Socially Responsible Investings seinen Anteil. 

Kriterien

Weder „gesellschaftliche Verantwortung“ noch „Nachhaltigkeit“ sind klar definierte Begriffe, da sie viel mit subjektiver Wahrnehmung zu tun haben. Für die SRI-Kriterien spielt es immer eine entscheidende Rolle, ob mit dem Investment nachhaltige Projekte und Unternehmen unterstützt werden, die entweder einen Mehrwert für die Gesellschaft oder die Umwelt schaffen. Dabei kann es sich beispielsweise um Unternehmen handeln, die sich besonders gegen Diskriminierung einsetzen oder für Klimaschutz oder die an Herstellungsprozessen arbeiten, die energiesparender und ressourcenschonender sind als bisherige Prozesse. Letztlich sind SRI-Kriterien aber immer auch Ausschlusskriterien, da bestimmte Branchen und Unternehmen von vorneherein ausgeschlossen bleiben.

Beispiele

Entscheidend für Socially Responsible Investing ist das Bemühen, die Umwelt zu schonen und (bzw. oder) soziale Ungleichheiten zu beenden. Unternehmen können das auf verschiedenste Weisen tun. Indem sie etwa auf erneuerbare Energien umstellen, ihre Produktionsweise umweltschonender einrichten, ihre Mitarbeiter in Umweltschutzfragen weiterbilden oder Umweltschutzprojekte fördern oder selbst betreiben.

Im Bereich Soziales kann von den Zulieferern die Bestätigung der eigenen Ethik-Standards verlangt werden, gegenüber den eigenen Mitarbeitern einen diskriminierungsfreien Arbeitsplatz garantieren und für faire Bezahlung sorgen. Auch die Förderung sozialer Projekte oder Hilfsorganisationen kann Teil der SRI-Strategie sein.

Aussichten

Da es sich bei Socially Responsible Investing auch um ein Bekenntnis zu sozialer und ökonomischer Verantwortung handelt, stehen die Zeichen für SRI gut. Die Staatengemeinschaft und die UNO haben sich darauf verständigt, dass der Klimawandel die größte Herausforderung dieser und kommender Generationen sein wird. Entsprechend viele Aktivitäten werden entfaltet, um ihn abzumildern. Daneben gibt es noch weitere Herausforderungen, deren Lösung ebenfalls viel Kraft, Energie und Geld kosten wird. Dazu zählen unter anderem der Hunger auf der Erde, der fehlende Zugang zu sauberen Wasser, fehlende Bildungschancen, Krieg und Vertreibung.

Heute gibt es eine Vielzahl an Organisationen, Stiftungen und Unternehmen, die sich mit dem ein oder anderen dieser Themen intensiv auseinandersetzen. Die Infrastruktur ist also vorhanden, um das eigene Geld über SRI-Kriterien zu investieren. Umfragen zeigen außerdem, dass junge Leute noch mehr Wert auf moralisches „Investieren“ legen, was ebenfalls für einen weiteren Bedeutungszuwachs für Socially Responsible Investing spricht.