Mehr Klimaschutz: Neue Veröffentlichungspflichten für US-Börsenunternehmen?

Die US-Börsenaufsicht hat eine Vorschrift vorgeschlagen, die alle börsennotierten Unternehmen zur Offenlegung von Klimarisiken und Kohlenstoffemissionen verpflichtet. Sie soll für mehr Transparenz sorgen, um Investoren bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. Könnte dies das Impact Investing mit Aktien fördern?

Es ist nicht mehr als eine Binsenweisheit, dass immer mehr Menschen immer größeres Interesse an nachhaltigem, verantwortungsvollem und wirkungsorientiertem Investieren haben. So zeigt sich beispielsweise in der fünften Auflage der Impact-Investing-Umfrage des globalen Vermögensverwalters American Century Investments, dass die Anziehungskraft des Impact Investing ein neues Hoch erreicht hat, wie „Fonds professionell“ berichtet. Während in den Vereinigten Staaten 61 Prozent der Befragten Impact Investing attraktiv finden, sind es in Deutschland immerhin bereits 44 Prozent (2021: 35 Prozent). Weitere Zahlen: 38 Prozent der befragten US-Bürger gaben an, dass sie sich bewusst für Unternehmen entscheiden, die einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. In Deutschland sind dies nur 21 Prozent und 36 Prozent geben an, dies in Zukunft in Erwägung zu ziehen.

Das bedeutet, dass es bereits gut läuft mit der Wahrnehmung des Impact Investing im Speziellen und den Nachhaltigkeitsbestrebungen in Wirtschaft und Gesellschaft im Allgemeinen. Aber besser geht bekanntlich immer, und an dieser Stelle kommt die Politik ins Spiel. Die US-Börsenaufsichtsbehörde hat kürzlich eine neue Bundesvorschrift vorgeschlagen, die alle börsennotierten Unternehmen zur Offenlegung von Klimarisiken und Kohlenstoffemissionen verpflichtet. Sie soll für mehr Transparenz sorgen, um Investoren bei ihren Entscheidungen zu unterstützen. Die Regelung wird bereits seit Längerem erwartet.

Komplexe Herausforderung: Analyse aller Treibhausgasauswirkungen

Der Vorschlag sieht vor, dass börsennotierte Unternehmen über ihre Klimaemissionen berichten müssen, und zwar in drei standardisierten Berichtsformen. Scope 1-Emissionen sind Emissionen, die vor Ort erzeugt werden. Scope-2-Emissionen sind Emissionen, die durch eingekaufte Energie entstehen. Scope 3-Emissionen werden durch die Lieferkette eines Unternehmens und durch in Betrieb befindliche Produkte erzeugt. Einige Unternehmen legen bereits die Bereiche 1 und 2 offen. Diese lassen sich am einfachsten über die Energieversorgung und die Rechnungen der Versorgungsunternehmen erfassen. Die Erfassung von Scope 3-Emissionen ist komplexer. Es erfordert eine Analyse aller Treibhausgasauswirkungen, die sich aus den Zulieferungen eines Unternehmens ergeben, und der Kohlenstoffauswirkungen der Produkte des Unternehmens, die während ihrer Lebensdauer verwendet werden. Viele Unternehmen weisen bereits auf die Belastung hin, die die Verordnung verursachen könnte. Gleichzeitig werden neue Data-Mining- und Modellierungsmethoden entwickelt, um die Berechnung der Scope-3-Emissionen zu erleichtern.

Impact Investing in Aktien für zukunftsfähigere Wirtschaft 

Solche Regelungen und Transparenzvorschriften werden Investor:innen mehr Durchblick über die durch ihre Investitionen verursachten globalen Klimaemissionen bringen. Das gilt natürlich im Besonderen bei Aktieninvestments, die einen positiven Impact erzeugen und einen Beitrag zur Lösung der Klimakrise darstellen sollen. Dass dies möglich sei, ist ein Ergebnis eines Panels der Bundesinitiative Impact Investing, das sich mit der Frage befasste, welche Wirkung Public Equities haben können. Dr. Tillmann Lang, CEO und Mitbegründer von Invova Impact Investing, stellte heraus, dass das Impact Investing zum einen das Potenzial beinhalte, Kapital für Zukunftstechnologien bereitzustellen. Zum anderen solle die bestehende Wirtschaft zukunftsfähig gemacht werden. Impact Investing in Aktien könne dazu beitragen, dass die Wirtschaft zukunftsfähiger werde.

Auch Peter Brock, Managing Director des Impact-Vermögensverwalters 4L Capital AG und Repräsentant des Impact Single Family Office 4L Vision, war der Meinung, dass die Aktie als Anlageklasse vor allem deshalb als Impact Investing gelten kann, da Impact Investing in allen Assetklassen möglich sei. Ein stringent ausgewähltes Portfolio „guter“ Aktien bewirke, dass ausschließlich Unternehmen, welche einen möglichst hohen positiven Beitrag zur Welt leisten, inkludiert würden.

Maßnahmen zum Klimaschutz als Nachhaltigkeitsziel

Die Reduktion von Klimarisiken und Kohlenstoffemissionen als ein mögliches Ergebnis von Impact Investing-Aktivitäten entspricht voll dem 13. der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Unter „Maßnahmen zum Klimaschutz“ heißt es: „Der Klimawandel führt zu Extremwetterereignisse wie Wirbelstürmen, Dürren und Überschwemmungen. Wenn der Meeresspiegel steigt, Ernten vertrocknen und ganze Landstücke unbewohnbar werden, zieht es die Menschen dorthin, wo es sich besser leben lässt. Deshalb will die Staatengemeinschaft den Klimawandel gemeinsam deutlich begrenzen. Und weiter: Auf der Weltklimakonferenz 2021 in Glasgow (COP26) hat die Staatengemeinschaft sich in der Abschlusserklärung zum ersten Mal auf eine beschleunigte globale Energiewende weg von der Kohle und auf den Abbau von Subventionen für fossile Energien geeinigt und das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, bestätigt. Außerdem wurde das Monitoring der Umsetzung der Klimaziele vereinheitlicht.“

260 Milliarden Euro jährlich für Emissionsreduktion

Das Nachhaltigkeitsziel 13 ruft somit zu umgehenden Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen auf. In Deutschland gilt laut der Bundesregierung: Mit dem Klimaschutzgesetz hat sich die Regierung verpflichtet, bis 2030 die Emissionen von Treibhausgasen um mindestens 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Bis zum Jahr 2050 verfolgt Deutschland das Ziel der Treibhausgasneutralität. Eingebettet ist die deutsche Klimapolitik in die Europäische Klima- und Energiepolitik bis 2030, auf die sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union geeinigt haben.

Der finanzielle Bedarf ist sehr groß. Um ein Emissionsreduktionsziel von 40 Prozent bis 2030 zu erreichen, sind nach Schätzungen der Europäischen Kommission 260 Milliarden Euro an zusätzlichen jährlichen Investitionen notwendig. Und um die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen generell zu erreichen, werden laut Schätzungen bis 2030 jedes Jahr 2,5 Billionen US-Dollar benötigt. Daher ist es wichtig, dass für Investor:innen auch durch politische Regelungen zunehmende Transparenz und Sensibilität hergestellt wird. 

Über den Autor: Prof. Dr. Patrick Peters, MBA

Prof. Dr. Patrick Peters, MBA ist Professor für PR, Kommunikation und digitale Medien und Prorektor an der Allensbach Hochschule, Wirtschaftspublizist und Kommunikationsberater. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der Finanzindustrie und berät vor allem Vermögensverwalter, Finanzdienstleister und Unternehmen, die sich dezidiert mit dem Thema der Nachhaltigkeit befassen. Er hält einen MBA mit Fokus auf Leadership und Ethik. Er ist Chefredakteur von impactinvestings.de.

Prof. Dr. Patrick Peters
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