Für Toniic’s Mitglieder bedeutet „full impact citizenship“ mehr, als nur Geld zu investieren

Auf dem Toniic-Jahrestreffen 2021 wurden die Mitglieder ermutigt, neue, auch nicht finanzielle Wege zu suchen, um in eine bessere Zukunft zu investieren.

Was ist nötig, um die größten Krisen unserer Welt in den Bereichen Gesundheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Klima zu lösen? Für die Toniic-Community ist dabei das Konzept der „Full Impact Citizenship“ besonders wichtig. Darum war Full Impact Citizenship auch das Thema des 2021 Annual Global Gathering (AGG), das von Toniic veranstaltet wurde, einer globalen Gemeinschaft von Investoren, die sich dafür einsetzen, Kapital für soziale und ökologische Zwecke einzusetzen. Wie sieht „full impact citizenship“ aber in der Praxis aus?

Jeder Einzelne findet darauf seine eigene Antwort und Toniic ermutigt seine Mitglieder, über ihre finanziellen Mittel hinaus zu denken und auch die positiven Wirkungen zu berücksichtigen, die sie mit ihren nicht-finanziellen Ressourcen erzielen können. Zum Beispiel ihr Humankapital, das beinhaltet, wie und mit wem eine Person ihre Zeit verbringt oder auch ihr soziales/beziehungsbezogenes Kapital, das sie aktivieren können, um größere Bewegungen zu erreichen sowie ihr politisches und Reputationskapital, das sie als Katalysator für Veränderungen nutzen könnte. Neben Geld gibt es noch andere Form von Kapital und jeder von uns hat die Macht, diese zu nutzen, um sich für Veränderungen innerhalb und außerhalb unserer unmittelbaren Umgebung einzusetzen.

AGG 2021: Ein Quantensprung in Sachen Offenheit und Verletzlichkeit

Auf dem AGG erweiterte Toniic seinen Blickwinkel und konzentrierte sich darauf, neue Wege zu finden, um kaputte Systeme zu reparieren oder zu ersetzen. Um dies zu erreichen, schufen die Mitarbeiter von Toniic ein vertrauensvolles Umfeld, in dem sich die Mitglieder sicher fühlen, wenn sie ihre sehr persönlichen Gedanken und Gefühle austauschen. Anstatt externe Redner einzuladen, die ihre Ideen vor einer großen Menge präsentieren, schuf Toniic mit Diskussionen in kleinen Gruppen ein Gefühl der Intimität, indem wir uns von der Struktur des „nur Zuhörens“ entfernten und die Mitglieder ermutigten, sich mehr „miteinander auszutauschen“. Die Wirksamkeit dieser Methode überraschte sogar einige unserer langjährigen Mitglieder. Ein Mitglied sagte uns, dass die Versammlung einen Quantensprung in Sachen Offenheit und Verletzlichkeit für sie darstellte.

Das Feedback der AGG-Teilnehmer von Toniic war überwältigend positiv. Ein Mitglied teilte mit: „Es war erstaunlich interessant und informativ, an dem Gathering teilzunehmen. Ich muss hinzufügen, dass ich noch nie eine so unterstützende Atmosphäre auf einer Konferenz erlebt habe – dieses Treffen ist wirklich etwas Besonderes.“

Ein anderer meinte: „Ich glaube, das liegt daran, dass das Toniic-Team uns ermutigt, uns mit unserer ganzen Person einzubringen. Persönliche Geschichten, Humor, Herausforderung, Verletzlichkeit, Vertrauen. Ich habe noch nie an so etwas teilgenommen.“
Andere Mitglieder waren besonders von der Tiefe der Diskussionen überrascht. Ein deutsches Mitglied erzählte, dass es mit seiner üblichen Geschäftspräsentation in eine Gesprächsrunde ging, diese aber verwarf, als die anderen Gruppenmitglieder begannen, über Familie und persönliche Gedanken zu sprechen.

Ringen mit schwierigen Fragen

Die Gespräche waren nicht nur emotional ansprechend, sondern beschäftigten sich auch mit schwierigen Fragen der Ressourcenverteilung. Besonders hervorzuheben ist eine frühe Gesprächsrunde, in der die Mitglieder darüber diskutierten, ob der Kapitalismus zu einem gerechteren System reformiert werden kann und wie wir dieses Ziel erreichen könnten. Wir luden einen Unternehmensjuristen und einen Philosophen ein, um die Diskussion zu leiten, wodurch zwei sehr unterschiedliche Perspektiven in den Vordergrund gerückt wurden.

Ein weiteres Beispiel ist das Treffen für Mitglieder, die sich verpflichtet haben, ihr gesamtes Vermögen für eine nachhaltige Entwicklung zu investieren. In der anschließenden Debatte zum Stichwort „Genug“ ging es nicht nur um die Frage, wie viel Geld ein Mensch zum Leben braucht, sondern auch darum, wie viel Zeit und Energie die Mitglieder vernünftigerweise für den Ausbau des Impact-Ökosystems aufwenden sollten. Die Mitglieder forderten sich gegenseitig heraus, ein Gleichgewicht zwischen der direkten Unterstützung von unterversorgten Unternehmern oder philanthropischen Spenden und der Zeit, das Leben zu genießen, zu finden.

Virtuell zusammen

In der Vergangenheit war diese Art von offenem Austausch immer im Rahmen persönlicher Treffen möglich gewesen. Das Toniic-Team war sich nicht sicher, ob dieselbe Atmosphäre bei einer coronabedingt nur online stattfindenden Veranstaltung geschaffen werden könnte. Doch zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass dies die Atmosphäre nicht beeinträchtigte, sondern eher noch verbesserte. Der Wegfall der Reisekosten machte die Veranstaltung inklusiver und ökologischer, und wir konnten alle Zeitzonen bedienen, indem wir jeden Vortrag und jede Gesprächsrunde zweimal abhielten, was die Diskussionen für die Perspektiven von Mitgliedern öffnete, die oft nicht zu persönlichen Treffen auf der ganzen Welt reisen können.

Um die Welt zu verändern, ist diese Art des internationalen Austauschs erforderlich, denn viele der Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, werden global geteilt. Sich zu „full impact citizenship“ zu verpflichten bedeutet, Lösungen für globale soziale Probleme zu finden.

So wie die Impact Investing-Community in Deutschland wächst und Investoren sich der ethischen Implikationen ihrer Portfolios bewusstwerden, haben wir viel mit der globalen Community zu teilen und viel von ihr zu lernen. Toniic wird weiterhin Gelegenheiten und Raum schaffen für ehrliche und offene Gespräche darüber, was es bedeutet, ein vollwertiger Impact Bürger zu sein. Außerdem in Bezug darauf, welche Verantwortung jeder von uns hat, um auf der Suche nach Lösungen für die globalen Herausforderungen sein Bestes zu geben.

Über die Autorin: Kristin Siegel

Kristin Siegel ist unabhängige Impact Investment Beraterin und Head of EMEA bei Toniic, einer globalen Gemeinschaft von Vermögenseigentümern, die eine tiefere netto positive Wirkung über das gesamte Kapitalspektrum anstreben. Kristin leitet auch das 100% Netzwerk, eine Untergruppe von Prinzipalen, die sich verpflichtet hat ihr gesamtes investierbares Vermögen und ihr Leben werteorientiert auszurichten.

Zuvor leitete Kristin das T100-Forschungsprojekt, das Toniic 2016 ins Leben gerufen hat – eine langfristige Studie der Investmentportfolios von über 75 Toniic 100%-Mitgliedern, mit der Mission, den Fortschritt aller Investoren, Intermediäre und der akademischen Forschung zu inspirieren und zu beschleunigen.

Kristin kam zu Toniic mit dem Fokus auf den Portfolio-Ansatz für Impact Investing mit mehr als 10 Jahren globaler Expertise im Multi-Asset-Portfolio-Management und Kundenberatung. Bevor sie zu Toniic kam, arbeitete Kristin als Private Wealth und Multi-Asset-Portfoliomanagerin bei der Deutschen Bank und der Bank Julius Bär Europe in Deutschland und der Schweiz, wo sie 250 Millionen Euro in Fund of Funds verwaltete, darunter ein mit 5 Sternen von Morningstar bewerteter Fonds. Kristin absolvierte einen MBA an der Hult International Business School in San Francisco, einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Zürich und ist Certified International Investment Analyst (CIIA) und Wealth Manager. Im September 2019 zog Kristin nach München, nachdem sie fünf Jahre in San Francisco gelebt hatte.

Kristin Siegel
Kristin Siegel