Impact-Messung für bessere Ergebnisse

Der Klimawandel und soziales Ungleichgewicht bergen zusätzliche Anlagerisiken. Dessen sind sich die Anlageverantwortlichen bewusst und binden darum ESG-Kriterien (ökologische, soziale und Governance Kriterien) in ihren Anlageprozess ein. Bei den meisten Nachhaltigkeitsansätzen steht die Risikoverminderung im Vordergrund. Wer nicht nur Risiken reduzieren, sondern aktiv in Lösungsansätze für solche Probleme investieren möchte, wählt einen Impact Investing Ansatz. Am Beispiel Klimawandel fokussiert der Investor gezielt auf Themen, Produkte oder Dienstleistungen, die dem Klimaschutz dienen oder die Anpassung an die Folgen des Klimawandels unterstützen. Diese umfassen nicht nur die Förderung von erneuerbarer Energie, sondern beispielsweise auch die nachhaltige Landwirtschaft, grüne Immobilien oder nachhaltige Industrieproduktion. Zahlreiche Pensionskassen allokieren schon heute einen Teil ihres Vermögens in Infrastruktur mit Fokus auf erneuerbare Energien oder implementieren Energieeffizienzprojekte in ihren Immobilien. Damit sind sie gleichzeitig fast schon Impact Investoren. Wozu noch die Wirkung messen?

Kerncharakteristika von Impact Investing sind das Setzen von Wirkungszielen und deren Messung, das sogenannte „Impact Measurement & Management“. Daraus ergeben sich verschiedene Vorteile für den Investor, wie eine breite Umfrage unter Investoren bestätigt.* Erstens kann der Investor seine Impact-Performance kontrollieren und verbessern. Er setzt sich spezifische Entwicklungsziele und misst mittels geeigneter Kennzahlen, ob die Investitionen in bestimmte Firmen oder Fonds zur erwünschten Lösung beigetragen haben. Die Zurich Versicherung beispielsweise hat sich zum Ziel gesetzt, pro Jahr fünf Millionen Tonnen CO2 einzusparen, und hat dafür einen Teil des Anlageportfolios auf entsprechende Lösungsansätze ausgerichtet. Nun misst sie jährlich die „CO2 emissions avoided“ pro Investment und Anlageklasse und aggregiert diese schließlich, um den Gesamtfortschritt zu messen.

Informationen fließen in die Due Diligence ein

Zweitens tragen die Impact-Kriterien zur Verfeinerung des Investmentprozesses bei. Die zusätzlichen Informationen fließen in die Due Diligence ein und optimieren das Auswahlverfahren von Firmen oder Fonds auch hinsichtlich des Unternehmenswerts. Am Beispiel von nachhaltiger Industrieproduktion etwa besteht eine mögliche Kennzahl in der Berechnung des Energie- oder Materialverbrauchs pro Produkteinheit. Wenn nun durch den Einsatz von neuen Technologien das benötigte Material und/oder der Energiebedarf gesenkt werden, wirkt sich das positiv auf die Geschäftszahlen aus. Solche Kennzahlen sind also sowohl für die Wirkungs- wie auch Erfolgsmessung relevant. 

Drittens unterstützt „Impact Measurement & Management“ die transparente Kommunikation. Verschiedene Empfänger von Informationen wie der Stiftungsrat oder die Versicherten wollen nicht mehr nur über die finanziellen Ergebnisse orientiert werden, sondern auch darüber, welche positiven oder negativen Wirkungen diese Ergebnisse auf die Umwelt und Menschen verursachen. Vermehrt legen die Versicherten Wert darauf, dass ihr Vorsorgekapital zu einer lebenswerten Umwelt beiträgt. Impact-Messung schafft Transparenz. 

Impact-Performance kann in allen Anlageklassen gemessen werden. Während die Auswahl von Messdaten bei Privatmarktanlagen breiter und der Zugang einfacher ist, kann beispielsweise bei kotierten Aktien nur auf öffentlich verfügbare Informationen zurückgegriffen werden. Jedoch ist nicht die Menge der Indikatoren entscheidend, vielmehr deren Aussagekraft und Interpretation. Beispielsweise wird im Themenbereich „Zugang zu Finanzdienstleistungen“ typischerweise die Anzahl neuer Kredite gemessen, die ein Unternehmen oder ein ganzes Portfolio finanziert. Doch damit ist noch nicht ersichtlich, ob tatsächlich neue Kunden erreicht wurden, die bisher keinen Zugang zu Krediten hatten. Diese Information muss also genauer erfragt werden, um den gewünschten Impact zu erkennen.

Klimathema und gute Unternehmensführung sind für viele Anbieter zu einem zentralen Bestandteil geworden

Impact-Indikatoren müssen nicht zwingend quantitativer Natur sein, sondern können auch qualitative Aussagen beinhalten. Zum Beispiel ist es für eine Pensionskasse mit aktivem Engagement relevant zu verstehen und kommunizieren, ob und wie ihre Stimmrechtswahrnehmung oder eine andere Form von Intervention zu einer positiven Veränderung der Unternehmensführung und damit zum gewünschten Lösungsansatz beiträgt. Für kotierte Aktien wenden sich die Pensionskassen dabei vermehrt an Spezialisten, die die Stimmrechte gezielt wahrnehmen, den Dialog mit Unternehmen führen und entsprechende Berichte verfassen. Für indirekte Anlagen achtet die Pensionskasse darauf, einen Asset Manager auszuwählen, dessen Ansatz seine Impact-Kriterien und Reporting-Anforderungen erfüllt. Das Klimathema und gute Unternehmensführung sind für viele Anbieter zu einem zentralen Bestandteil geworden, die sowohl in den Dialog mit den Unternehmen wie auch die Stimmrechtswahrnehmung einfließen. 

Auch bei der Beurteilung der „Contribution“, also des aktiven Beitrags einer Investition zu einer positiven Veränderung, ist die Aussage meist qualitativ. Die Grafik zeigt das Beispiel eines Unternehmens in der nachhaltigen Landwirtschaft, welches ihren Endkunden zusätzliche (oft unentgeltliche) Ausbildung bietet und so seine positive Wirkung verstärkt. Generell ist es derzeit einfacher, ökologische Kennzahlen zu erhalten. Für soziale Impact-Kriterien, beispielsweise die Anzahl von Kunden mit einem Neuzugang zu Energieversorgung, kann die Datenbeschaffung schwieriger sein.

Messung von Impact-Performance muss nicht komplex oder aufwändig sein, denn oft sind relevante Informationen schon vorhanden. Wie bei jedem Reporting oder Kontrollprozess muss hier ein Initialaufwand geleistet werden, um ein Impact-System aufzubauen. Dieses beinhaltet die Zielsetzung und die Definition der Impact-Kriterien und -Kennzahlen sowie der Berichterstattung. Meistens erfordert es ebenso eine Anpassung von Evaluierungs- und Auswahlprozessen von Anlagen und Fondsmanagern. In der Praxis berichten institutionelle Investoren häufig, dass dieser Prozess im Kleinen begann und über die Zeit professionalisiert und erweitert wurde. Warum also nicht mit den bestehenden Investments in Infrastruktur, Immobilien oder Private Equity anfangen?

* „The State of Impact Measurement and Management Practice“, The Global Impact Investing Network

** IMP ist eine internationale Initiative mit über 2.000 angeschlossenen Organisationen und dem Ziel, einen weltweiten Konsens zur Messung und Steuerung von Nachhaltigkeit zu etablieren.

Über die Autorin: Mirjam Garzon

Mirjam Garzon ist Gründerin und Partnerin von Impact Capital Advisory, eine auf Impact Investing spezialisierte Beratungsfirma in der Schweiz. Sie repräsentiert das Global Impact Investing Network (GIIN) in Deutschland, Schweiz und Österreich als Senior Advisor Europe.

GIIN ist die global führende Denkfabrik für Impact Investing und bietet Anleitungen, Studien und der meistverwendete Standard für Wirkungsmessung in Impact Investing. Zudem ist sie Mitglied des Advisory Board der Phenix Capital Group in den Niederlanden, welche auf die Analyse von Impact Investing Fonds spezialisiert ist. Zuvor leitete sie während 12 Jahren bei responsAbility die Bereiche Global Business Development und Product Management und leistete damit einen massgeblichen Beitrag zur Entwicklung der Firma vom Start-up zu einem heute global führenden Impact Asset Manager.

Mirjam Garzon begann ihren beruflichen Weg im traditionellen Finanzsektor in den Bereichen Vermögensverwaltung, Derivate und Risikomanagement bei verschiedenen Instituten. Mirjam Garzon hat einen Master in International Relations der Universität Genf.

Mirjam Garzon
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