Enzyklika von Papst Franziskus fordert Wirtschaften mit Blick auf Umwelt und Gesellschaft

In seiner Enzyklika Laudato si’ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus (2015) befasst sich Papst Franziskus mit dem Themenkomplex „Umwelt und Entwicklung“. Eine zentrale Erkenntnis: Um Schutz und wohlgefällige Entwicklung von Umwelt und Gesellschaft zu ermöglichen, muss Wirtschaft neue Wege gehen und sich den wirklichen Problemen zuwenden. Damit spricht sich das Oberhaupt der katholischen Kirche für das Impact Investing aus, ohne den Begriff selbst zu nutzen.

Franz von Assisi (auch Franziskus von Assisi) war der Begründer des Ordens der Minderbrüder (Ordo fratrum minorum – Franziskaner) und Mitbegründer der Klarissen und wird heute in der römisch-katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Sehr berühmt ist sein „Sonnengesang“ („Canticum fratris Solis vel Laudes creatuarum“), den er schwerkrank an seinem Lebensende, vermutlich Ende 1224 oder Anfang 1225, verfasste. Darin preist er die Schönheit der Schöpfung und dankt Gott dafür.

Angelehnt an den „Sonnengesang“ ist das berühmte Kirchenlied „Laudato si, o mi signore“ (altitalienisch „Sei gelobt, mein Herr“) entstanden, kurz „Laudato si“. Und angelehnt an diesen Titel hat der amtierende Papst Franziskus im dritten Jahr seiner Amtszeit die Enzyklika zum Themenkomplex „Umwelt und Entwicklung“ veröffentlicht. Sie trägt die Überschrift Laudato si’– Über die Sorge für das gemeinsame Haus (Rom, 24. Mai 2015) und wurde am 18. Juni 2015 im Vatikan vorgestellt.

Dabei bezieht er sich direkt zu Beginn auf den „Sonnengesang“, um seinen Standpunkt klarzumachen. „In diesem schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt: „Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“

„Mit klaren Worten wird die zunehmende Überanspruchung des Planeten angeprangert“

Danach geht Papst Franziskus ohne Umschweife in die Vollen. „Diese Schwester schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien, berechtigt, sie auszuplündern. Die Gewalt des von der Sünde verletzten menschlichen Herzens wird auch in den Krankheitssymptomen deutlich, die wir im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen bemerken. Darum befindet sich unter den am meisten verwahrlosten und misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde, die ‚seufzt und in Geburtswehen liegt‘ (Röm 8,22). Wir vergessen, dass wir selber Erde sind (vgl. Gen 2,7). Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet; seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns.“

Schicksal aller Menschen mit globaler Umweltkrise verbunden

Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert: „Mit klaren Worten wird die zunehmende Überanspruchung des Planeten angeprangert, ohne zu unterlassen, dies in den Zusammenhang mit der Ungerechtigkeit gegenüber den Armen zu stellen. Es ist ein großes Anliegen des Papstes, ökologische und soziale Probleme, den Einsatz für die Umwelt und für die Armen, stets als Einheit zu betrachten. Deshalb greift es zu kurz, das päpstliche Lehrschreiben auf eine Umwelt- oder Klimaenzyklika zu reduzieren.“ Angesichts der globalen Umweltkrise stelle der Papst das einheitliche Schicksal aller Menschen heraus. In einem Aufruf benenne er die Erde als „unser gemeinsames Haus“ (Nr. 13), er wolle „die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ (Nr. 13) und fordere eine „neue universale Solidarität“ (Nr. 14).

Aber was hat dies jetzt mit Geldanlage im Sinne von Impact Investing zu tun? Leitend für Papst Franziskus ist dabei, wie der Sozialethiker Markus Vogt formuliert, der Blickwinkel der Zusammengehörigkeit von Umweltschutz und Armutsbekämpfung. Erstmals würden der Klimawandel und die eng mit ihm verbundene Wasser- und Ernährungskrise als zentrale Zukunftsherausforderung benannt und aus ethischer Perspektive reflektiert. Insbesondere in der Kritik der „Wegwerfkultur“ und der Verwandlung des Planeten in eine „unermessliche Mülldeponie“ (Nr. 21) durch die postmoderne Fixierung auf Konsum gewinne die Enzyklika Züge einer scharfen Gesellschaftskritik, die kein Blatt vor den Mund nehme und verantwortungsloses Handeln, Schuld sowie „perverse“ (System-)Logiken (Nr. 52 und 197) deutlich beim Namen nenne.

Globale Nachhaltigkeitsziele finden sich unausgesprochen wieder

Schaut man sich nun die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) an, erkennt man leicht, wie nah sich diese Enzyklika und die Sustainable Development Goals sind. Ein Großteil der Ziele wird, ohne es explizit zu benennen, von Papst Franziskus adressiert und thematisch kommentiert. „Armut in jeder Form und überall beenden“ (Ziel 1), „Ernährung weltweit sichern“ (Ziel 2), „Gesundheit und Wohlergehen“ (Ziel 3), „Weniger Ungleichheiten“ (Ziel 10), „Nachhaltig produzieren und konsumieren“ (Ziel 12), „Weltweit Klimaschutz umsetzen“ (Ziel 13), „Leben unter Wasser schützen“ (Ziel 14), „Leben an Land“ (Ziel 15) und „Globale Partnerschaft“ (17) sind wesentliche Betrachtungspunkte Laudato si’– Über die Sorge für das gemeinsame Haus.

Neue Wirtschaftsökologie mit umfassenderer Betrachtung der Wirklichkeit

Papst Franziskus identifiziert Schwachstellen im heutigen Umgang mit Mensch, Umwelt und Wirtschaft und fordert in der Konsequenz eine neue, ganzheitliche Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie (viertes Kapitel). Aus dem Fokus seiner ökonomischen Wahrnehmung heraus wird eine „Wirtschaftsökologie notwendig, die in der Lage ist, zu einer umfassenderen Betrachtung der Wirklichkeit zu verpflichten. Denn ‚damit eine nachhaltige Entwicklung zustande kommt, muss der Umweltschutz Bestandteil des Entwicklungsprozesses sein und darf nicht von diesem getrennt betrachtet werden‘. Doch zugleich wird die dringende Notwendigkeit des Humanismus aktuell, der von sich aus die verschiedenen Wissensgebiete – auch das wirtschaftliche – zusammenführt, um eine umfassendere wie integrierendere Perspektive zu erhalten. Heute ist die Analyse der Umweltprobleme nicht zu trennen von einer Prüfung des menschlichen Umfelds, des familiären Kontextes, der Arbeitsbedingungen und der urbanen Verhältnisse sowie der Beziehung jedes Menschen zu sich selbst, welche die Weise bestimmt, wie er mit den anderen und mit der Umwelt in Beziehung tritt. Es gibt eine Wechselwirkung zwischen den Ökosystemen und den verschiedenen sozialen Bezugswelten, und auf diese Weise zeigt sich ein weiteres Mal, dass das Ganze dem Teil übergeordnet ist.“

Erkenntnis der Enzyklika: Impact Investing fördern!

Wenn Impact Investing im engen Verständnis nun etwas ist, das über die reine Orientierung an Rendite und Risiko hinausgeht und dessen positive soziale und/oder ökologische Wirkungen möglichst direkt, intendiert und nachweisbar sein sollen: Dann formuliert Papst Franziskus in seiner mittlerweile berühmten Enzyklika eine Handreichung und Motivation aus theologischer und sozialethischer Sicht, das Impact Investing zu fördern. Um Schutz und wohlgefällige Entwicklung von Umwelt und Gesellschaft zu ermöglichen, muss Wirtschaft neue Wege gehen und sich den wirklichen Problemen zuwenden. Ohne den Begriff auch nur ein einziges Mal zu nutzen, wirbt Papst Franziskus expressis verbis für einen umfassenden Impact Investing-Ansatz als das herausragende Modell wirtschaftlichen und investiven Zusammenlebens. Die päpstliche Enzyklika Laudato si’– Über die Sorge für das gemeinsame Haus ist kostenfrei auf der Website des Vatikans abrufbar.

Über den Autor: Prof. Dr. Patrick Peters, MBA

Prof. Dr. Patrick Peters, MBA ist Professor für PR, Kommunikation und digitale Medien und Prorektor an der Allensbach Hochschule, Wirtschaftspublizist und Kommunikationsberater. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der Finanzindustrie und berät vor allem Vermögensverwalter, Finanzdienstleister und Unternehmen, die sich dezidiert mit dem Thema der Nachhaltigkeit befassen. Er hält einen MBA mit Fokus auf Leadership und Ethik. Er ist Chefredakteur von impactinvestings.de.

Prof. Dr. Patrick Peters
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