Impact-Legende Sir Ronald Cohen mit neuem Buch

Der Venture Capital-Vorreiter und „father of social investment“ Sir Ronald Mourad Cohen hat mit „Impact: Ein neuer Kapitalismus für echte Veränderungen“ eine interessante Einführung ins Impact Investing auf gut lesbaren 272 Seiten vorgelegt. Für Cohen ist das Impact Investing nicht weniger als eine Revolution.

Sir Ronald Mourad Cohen ist in der internationalen Finanzwelt ein ganz Großer. Nach seiner Universitätsausbildung in Oxford und Harvard und einigen Jahren bei der Unternehmensberatung McKinsey gründete Ronald Cohen Apax Partners, eine der ersten Venture Capital-Gesellschaften Großbritanniens. Heute verwaltet der Asset Manager rund 60 Milliarden US-Dollar und gehört damit zu den 15 größten Beteiligungsunternehmen der Welt. Das Unternehmen investiert vorrangig in den Sektoren Telekommunikation, Technologie, Konsum/Handel, Medizin und Finanzen.

Das allein ist eine unternehmerische Erfolgsgeschichte erster Güte. Doch Sir Ronald Cohen kommt auch das Verdienst zu, einer der Vorreiter des Impact Investing zu sein. Nicht umsonst wurde er bereit als „the father of social investment“ bezeichnet und schreibt über sich selbst: 

„We are moving towards a better and fairer world, where markets drive doing good while making profit, and people want to do good and do well at the same time. We must embrace measurable impact as a driver in every investment, business, and policy decision we make. This is the “invisible heart of markets,” guiding their ‚invisible hand‘. This new world will drive an improvement in the well-being of people and planet, creating a fairer and more prosperous future for us all.“

https://sirronaldcohen.org

Ronald Cohen geht also davon aus, dass Menschen grundsätzlich danach streben, finanzielle Renditen und Gutes zu tun miteinander zu verknüpfen. Demnach wäre Impact Investing ein menschliches Grundbedürfnis, um damit die Welt fairer und besser für alle zu machen.

Impact Investing ist für Ronald Cohen die Lösung für die echten Probleme

Seine Leitgedanken hat Cohen in seinem Buch „Impact: Reshaping capitalism to drive real change“, das unter dem Titel „Impact: Ein neuer Kapitalismus für echte Veränderungen“ zuletzt auf Deutsch erschienen ist, niedergeschrieben. Seine Kernaussage: Der Kapitalismus erfährt scharfe Kritik aufgrund wachsender sozialer Ungleichheit und gravierender ökologischer Probleme. Immer deutlicher zeige sich: Ein „Weiter so“ könne es nicht geben. „Impact Investing ist für Ronald Cohen die Lösung für dieses Problem. Er erklärt demnach, wie der Kapitalismus verändert und der private Sektor von einem Umweltverschmutzer und Förderer der Ungleichheit in eine wirkmächtige Kraft für das Gute verwandelt werden kann.“ (Verlagstext)

Auf 272 gibt er in sieben Hauptkapiteln einen Überblick über die wichtigsten Themen des Impact Investing und beschreibt eine Reihe von Beispielen, wie Impact Investing in der Praxis funktioniert und welche finanziellen Möglichkeiten damit verbunden sind. Die Beispiele sind gut gewählt und plastisch erzählt und machen Lust darauf, sich als Leser intensiver mit Impact-Unternehmen auseinanderzusetzen. Für Cohen ist das Impact Investing nicht weniger als eine Revolution: „Die Impact-Revolution bewirkt, dass Konsumenten, Unternehmer, Investoren, Unternehmen, Philanthropen und Regierungen einen materiellen und messbaren Impact erzeugen. Dabei wird das Verhältnis Risiko-Rendite-Impact ins Zentrum unserer Entscheidungen gerückt, um eine Veränderung unseres gesamten Wirtschaftssystems herbeizuführen.“ (Kapitel 1).

Forderung nach Impact-orientierter Berichterstattung von Unternehmen

Ein wichtiger Gedanke, der die Diskussion durchaus prägen kann, ist Cohens Forderung einer Impact-gewichteten Unternehmensberichterstattung (Kapitel 4). 

„Ein elementares Management-Prinzip lautet, was man nicht misst, kann man nicht lenken. Exakte Daten und eine präzise Messung sind essenziell, um eine echte Veränderung herbeizuführen, denn sie sorgen für Transparenz, Authentizität und Vertrauen. Deshalb ist eine standardisierte Impact-Messung auch so wichtig. Durch sie kann der Impact den gebührenden Platz neben dem Gewinn einnehmen, da wir dadurch den Nettoeffekt eines Unternehmens erhalten oder mit anderen Worten seine Sozial- und Umweltbilanz. […] Wenn Investoren und die Unternehmen, in die sie investieren, den Impact ordnungsgemäß in ihre Entscheidungen einfließen lassen sollen, sind Berichte notwendig, die sowohl den Gewinn als auch den Impact ausweisen müssen, den ein Unternehmen durch seine Produkte, seine Beschäftigungsverhältnisse und seinen Geschäftsbetrieb erzielt, vorzugsweise innerhalb des vertrauten Rahmens der regulären Finanzberichterstattung.“

Cohen (2021): Impact: Ein neuer Kapitalismus für echte Veränderungen. Kapitel 4

Er vollzieht die Entwicklungen in diesem Bereich nach und nennt die wesentlichen Treiber Impact-orientierter Berichte, zum Beispiel die Standards für die Nachhaltigkeits-Berichterstattung der Global Reporting Initiative (GRI), den Nachhaltigkeits-Berichterstattungsstandards „Sustainability Accounting Standards Board“ (SASB) oder auch die aus der Harvard Business School hervorgegangene Impact-Weighted Accounts Initiative (IWAI). Zugleich bewertet er die Nützlichkeit dieser Systeme für eine echte Impact-Berichterstattung. In der Folge fordert Cohen die Aufstellung allgemein anerkannter Impact-Grundsätze, die er als „Generally Accepted Impact Principles“ (GAIP) in Anlehnung an die „Generally Accepted Accounting Principles“ (GAAP) bezeichnet.

„Impact“ von Sir Ronald Cohen verschafft einen guten Überblick über das Impact Investing

Kritisch hingegen ist Ronald Cohens Ansicht zu bewerten, dass Investoren im Sinne des Impact Investing, vor allem durch die Beteiligung an Social Impact Bonds, staatliche Aufgaben übernehmen sollte, um damit eine spezifische Wirkung anzustoßen. Sicherlich sind Social Impact Bonds ein nützliches Mittel, um fixed income mit sozialem Mehrwert zu generieren. Ob Social Impact Bonds wirklich als Impact Investing im engeren Sinne zu qualifizieren sind, sei dahingestellt. Es kann aber definitiv nicht Aufgabe von privatem oder institutionellem Kapital sein, eine hoheitliche Funktion zu übernehmen und den Rückzug des Staates aus seiner sozialen Verantwortung auch noch absichtsvoll zu begleiten.

„Impact: Ein neuer Kapitalismus für echte Veränderungen“ verschafft einen guten Überblick über das Impact Investing und ist besonders für Einsteiger und interessierte Laien ein Gewinn. Impact-Professionals und Wissenschaftler werden es sicherlich auch mit Interesse lesen, ohne aber echten Neuigkeitswert daraus zu generieren. Ein Schwachpunkt ist die deutsche Übersetzung. Sie klingt oftmals nach einem kostenfreien Übersetzungsprogramm. Dabei fehlt etwas die Liebe zum Detail und zur sprachlichen Feinheit. 

Sir Ronald Mourad Cohen (2021): Impact: Ein neuer Kapitalismus für echte Veränderungen. Kulmbach: Plassen Verlag. 272 Seiten, 22,90 Euro (als E-Book 19,90 Euro)

Über den Autor: Prof. Dr. Patrick Peters, MBA

Prof. Dr. Patrick Peters, MBA ist Professor für PR, Kommunikation und digitale Medien und Prorektor an der Allensbach Hochschule, Wirtschaftspublizist und Kommunikationsberater. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der Finanzindustrie und berät vor allem Vermögensverwalter, Finanzdienstleister und Unternehmen, die sich dezidiert mit dem Thema der Nachhaltigkeit befassen. Er hält einen MBA mit Fokus auf Leadership und Ethik. Er ist Chefredakteur von impactinvestings.de.

Prof. Dr. Patrick Peters
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