Anhaltend hohe Inflationsraten, drohende Rezession, Energieknappheit, Krieg in Europa, steigende Zinsen: Wir sind es schon fast gewohnt, eine Hiobsbotschaft nach der anderen zu lesen, zu hören oder zu twittern. Apps wie GoodNews verzeichnen nicht von ungefähr starke Zuläufe, da deren Konzept einzig auf dem Berichten von guten Nachrichten beruht.
Nichtsdestotrotz können wir die Augen nicht verschließen. All diese negativen Nachrichten sind wichtig für uns. Sie nehmen uns Leichtigkeit, und der Ausblick verspricht erst einmal kein ruhiges Umfeld um Anlageentscheidungen zu treffen. Was aber tun in solchen Marktphasen?
Ob die Tiefststände der Indizes bereits erreicht sind, weiß niemand. Die Analysen der großen Analysehäuser gehen eher davon aus, dass es noch eine Weile turbulent bleiben wird. Aus der Vergangenheit können wir aber aller Wahrscheinlichkeit nach antizipieren, dass es irgendwann wieder in eine positive Entwicklung umkehrt und die letzten Höchststände durch Wachstum überschritten werden.
Indizes zeigen immer wieder Schockreaktionen
Auch wenn die Erfahrungen der Vergangenheit nie vollständig auf die Zukunft projiziert werden können, können sie doch wichtige Erkenntnisse liefern. Ein Beispiel sind Momentaufnahmen aus dem deutschen Leitindex Dax. Am 11. September 2001, dem Tag des Anschlags auf das World Trade Center, brach der Dax um 8,5 Prozent auf 4.259 Punkte ein. Am 21. Januar 2008 brach der Dax um mehr als sechs Prozent auf 6.790 Punkte ein. Der Kurseinbruch zu Beginn der Corona-Pandemie ist vielen besonders in Erinnerung geblieben: Der Leitindex stürzte am 12. März 2020 um 12,24 Prozent auf 9.161 Punkte.
Das bedeutet: Der Dax, der in den letzten Wochen bekanntlich deutlich verloren hat, zeigte in der Vergangenheit (wie andere Leitindizes auch) immer wieder solche Ad-hoc-Reaktionen, auf die in der Regel langanhaltende Erholungsphasen folgten. Manchmal traten diese schneller ein, manchmal brauchte es mehr Zeit. Wie man Chartanalysen entnehmen kann, war letztlich beinahe jeder Zeitpunkt mittel- bis langfristig betrachtet ein guter Einstiegszeitpunkt, vor allem wenn Einstiegssteuerungen genutzt wurden. So beendete der Dax das Jahr 2021 mit einem Stand von 15.884 Punkten und lag damit mehr als 40 Prozent über dem Tiefstand der erste Corona-Welle. Am 22. Juli schloss der Dax wiederum bei 13.236 Punkten.
Was bedeutet das Umfeld insbesondere für das Investment in Impact-Werte?
Diese Zahlen zeigen ein deutliches Bild – auch wenn es phasenweise starke Kursrücksetzer gab, die Tendenz zeigte dauerhaft eine positive Entwicklung. Also ist nun der richtige Moment, um zu investieren? Das lässt sich freilich nicht beantworten. Die Märkte haben in den letzten Wochen stark korrigiert. Ob die Talsohle erreicht ist, kann niemand verlässlich prognostizieren. Es ist statistisch gut belegt, das Market-Timing nicht funktioniert. Die Zukunft lässt sich eben trotz aller Prognose- und Analysetools nicht valide vorhersagen. Wie sollten Anlegerinnen und Anleger also mit der aktuellen Marktsituation umgehen und was bedeutet das Umfeld insbesondere für das Investment in Impact-Werte?
Bekanntlich gilt: „Die Menschheit, wie auch jeder Einzelne von uns steht vor der Erkenntnis, dass der bisherige Umgang mit unseren Ressourcen und Lebensbedingungen zunehmend in eine irreversible Sackgasse führt,“ sagt Dr. Johannes Knorz Geschäftsführer der 4L Vision, ein Single Family Office, das sich seit der Gründung 2016 ausschließlich mit Impact Investing befasst.
Themen wie nachhaltiges Wirtschaften, gute Unternehmensführung, Dekarbonisierung, verantwortlicher Umgang mit Ressourcen, höhere Anforderungen an Transparenz und Rechenschaftspflichten sind absolute Zukunftsthemen, die vom Markt genauso nachgefragt sind wie von Anlegern. „Daher bedeutet Impact Investing vor allem, in Unternehmen, Projekte und Organisationen zu investieren, welche einen klaren und messbaren, positiven Beitrag zur ökologischen oder sozialen Wirkung erzielen“, sagt Elena Eberle Mitglied der Geschäftsleitung der der 4L Capital AG, einer auf Impact Investing spezialisierten Vermögensverwaltung in Ettlingen.
Anlegerinnen und Anleger haben heute klare Erwartungen und Vorstellungen
Durch die Auswahl von Unternehmen, Projekten und Investments, die einen positiven Beitrag gemäß der 17 von der UN definierten Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) erfüllen, ist eine breite Diversifikation im Portfolio möglich. Die Analyse findet bei der 4L Capital AG beispielsweise durch eine hauseigene Analystin statt. Antonia Uhlig beschäftigt sich seit 2018 intensiv mit den Themen Analyse uns Auswertung von Unternehmen und Investments und der Messung des erzielten Impacts. Aus ihrer Sicht wird es auch in Zukunft besonders wichtig sein, ökonomische Gesetzmäßigkeiten und Nachhaltigkeitskriterien zu kombinieren. Dies verbindet sie durch die Harmonisierung des Impact Return mit dem Financial Return. „Anlegerinnen und Anleger haben heute klare Erwartungen und Vorstellungen, in welche Unternehmen und Projekte sie investiert sein wollen und vor allem welche Branchen und Bereiche sie nicht unterstützen möchten. Ebenso erwarten sie eine marktübliche Rendite. Diese Bedürfnisse nehmen wir bei der Auswahl der Werte sehr ernst.“
Antonia Uhlig erstellt eine Übersicht der Unternehmen, in welche unter Impact-Gesichtspunkten investiert werden kann. Steffen Schäfer ist als Fonds- und Portfoliomanager für die finale Umsetzung der Analageentscheidungen bei der 4L Capital AG verantwortlich. „Aktuell spüren wir die Marktturbulenzen stark und begleiten unsere Kunden deswegen eng. Die Impactwerte haben Ende des letzten Jahres stärker im Kurs verloren als Standardwerte. Unsere Kunden haben in der Regel Anlagehorizonte von mehr als fünf Jahren und sind überzeugt, dass sich Unternehmen mit Nachhaltigkeitsaspekten langfristig durchsetzen werden. Da diese Unternehmen oft auch höhere Wachstumspotenziale aufweisen, ist für viele nun ein guter Zeitpunkt, um zu investieren“, sagt Steffen Schäfer.
Ist es also gut sein, Geld aktuell anzulegen?
„Wichtig ist eine klare Strategie zu verfolgen. Dazu gehört ein ausführliches Gespräch zu führen, um die Vorstellungen unserer Kunden genau zu verstehen. Oft empfehlen wir eine Einstiegssteuerung, um nicht auf einmal voll im Markt investiert zu sein, bei solch starken Schwankungen, wie wir sie aktuell sehen. Unsere Depots stellen wir breit über viele verschiedene Branchen, Länder, Währungen und Asset-Klassen auf und nutzen, wenn gewünscht, auch weitere Absicherungsstrategien. Für Anlegerinnen und Anleger kann es aktuell so ein sehr günstiger Einstiegszeitpunkt sein“, sagt Michael Gehrsitz, Vorstand der 4L Capital AG.
Für die 4L Capital-Expertinnen und -Experten gilt: „Langfristig führt an Investitionen in die Märkte für einen Vermögensaufbau kaum ein Weg vorbei. Wenn wir nun Gelder investieren, dann in wirkungsorientierte Unternehmen, die die Welt ein wenig besser machen und die Zukunft gestalten wollen.“