Bergbauingenieur Simon Michaux: Bewusstsein für die derzeitige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen unzureichend

Im dritten Teil der GITA „MasterSeries“ hebt Simon P. Michaux, Associate Professor für Mineralaufbereitung und Geometallurgie am Geological Survey of Finland (Geologian Tutkimuskeskus), hervor, dass der Bergbau eine entscheidende Rolle beim Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen spielt.

Die Transformation des industriellen Systems: Für nicht mehr und nicht weniger tritt Bergbauingenieur Simon P. Michaux ein. Er steht als Wissenschaftler für die Entwicklung eines Plans zur Umgestaltung der Beziehungen zwischen Energie, Mineralien und Industrialisierung, da sich die bisherigen strategischen Pläne als logistisch unpraktisch erwiesen hätten. Der Experte für Kreislaufwirtschaft ist Associate Professor für Mineralaufbereitung und Geometallurgie am Geological Survey of Finland (Geologian Tutkimuskeskus) und kritisiert im dritten Teil der „MasterSeries“ von GITA (Global Impact Tech Alliance), dass das Bewusstsein für die derzeitige Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen unzureichend sei und sich die Diskussion vor allem um das ökonomische und ökologische Problem bei nicht-erneuerbaren Energien drehe. Aber Gedanken um die Logistik und die Mechanismen des grünen Wandels würden selten gemacht.

„Wir stehen vor dem Ende der Wachstumsökonomie“

Das hat laut Simon Michaux einen einfachen Hintergrund. „Der Ölmarkt, der jahrzehntelang hocheffizient war, wird jetzt unwirtschaftlich, und das wird sich im Laufe der Zeit nur noch verschlimmern. Nicht nur im Hinblick auf den Klimawandel, sondern auch wegen der Erschöpfung der Ressourcen. Es wird Jahrzehnte dauern, um aus dem Öl auszusteigen, das heißt, wir stehen vor dem Ende der Wachstumsökonomie“. Obwohl bekannt sei, dass die Öl-, Gas- und Kohlereserven endlich seien, werde die Entscheidung, fossile Brennstoffsysteme durch erneuerbare Energieerzeugungssysteme zu ersetzen, hauptsächlich von der Notwendigkeit geleitet, die mit dem Klimawandel verbundenen CO2-Emissionen zu verringern, während diese fossilen Brennstoffsysteme aufgrund der schwindenden endlichen Ressourcen bald unbrauchbar sein würden. Der Bergbauingenieur fragt daher: „Was wäre beziehungsweise wird nötig sein, um das bestehende System fossiler Brennstoffe zu ersetzen?“

Große Mengen an Metallen für den grünen Wandel benötigt

Sein Ansatz: Es brauche dringend einen Plan für die Zeit nach dem Öl-Zeitalter! Metalle und Mineralien seien das neue Öl, und die Menschheit müsse diese in großen Mengen abbauen, um den grünen Übergang zu schaffen. Schließlich würden Mineralien im großen Stil gebraucht, da Windturbinen, Sonnenkollektoren und Stromspeicherbatterien das System der fossilen Brennstoffe ersetzen würden. Und zumindest die erste Generation dieser neuen Energieanlagen müsse auf Basis von Metallen und Mineralien neu gebaut werden, bevor die Anlagen später recycelt werden könnten. Das bedeutet: Für die Herstellung einer Generation von Technologieeinheiten zur vollständigen Abkehr von fossilen Brennstoffen werden große Mengen an Metallen benötigt. 

Kupfer beispielsweise wird immer ein wichtiger Bestandteil sein, daher ist der Abbau von entscheidender Bedeutung. Von 4.000 v. Chr. Bis 2020 haben wir im Laufe der Geschichte etwa 700 Millionen Tonnen abgebaut. Um mit der derzeitigen Nachfrage Schritt zu halten, müssen wir allein in den nächsten 22 Jahren weitere 700 Millionen Tonnen abbauen, die grüne Revolution nicht eingerechnet. Die derzeitigen Reserven belaufen sich auf etwa 880 Millionen Tonnen, wobei der Höchststand an Kupfer möglicherweise bereits überschritten ist. Hinzu kommt, dass wir 4,73 Milliarden Tonnen Kupfer benötigen, um nur eine Generation erneuerbarer Technologien herzustellen. Das ist das 6,75-Fache des bisherigen historischen Abbaus.

Übergang zu einer regenerativen Wirtschaft erfordert ein grundlegendes Umdenken

Wenn sich die Umweltbewegung nicht mit der Bergbauindustrie zusammenschließe, werde die Green Transition nicht stattfinden, betont Simon Michaux. Die derzeitigen Pläne für die Zeit „nach dem Öl“ seien aus mehreren Gründen einfach nicht gut genug, unter anderem wegen der Komplexität der erforderlichen Lieferkette, des Energiebedarfs bei der Herstellung und der logistischen Möglichkeiten der vorhandenen fossilen Brennstoffe. Der Experte stellt daher heraus, dass ein radikal anderer Plan erforderlich ist, da die Bergbauproduktion und die vorhandenen Reserven nicht ausreichen, um die erste Generation der erneuerbaren Technologien herzustellen. Ein weiteres Problem: Das „ERoEI“-Verhältnis („Energy Return on Energy Invested“) für erneuerbare Energiesysteme sei viel niedriger als für fossile Energiesysteme. Die Energierendite ist eine Kennzahl zur Beschreibung eines Maßes an erzeugter Energie im Verhältnis zu der für ihre Erzeugung verwendeten Energie. Das Verhältnis würde zum Beispiel zeigen, wie viel Energie für die Suche, Förderung, Lieferung und Raffinierung von Rohöl aufgewendet wird, im Verhältnis zu der Menge an nutzbarer Energie, die erzeugt wird.

Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit in den Vordergrund stellen

Die Technologie für erneuerbare Energien sei möglicherweise nicht stark genug, um fossile Brennstoffe zu ersetzen. Somit müssten Speichersystemen und Speicherkapazitäten für ein vollständiges erneuerbares Energiesystem massiv ausgebaut werden. Denn Wind- und Solarenergie seien unbeständige Energiequellen, die einen Puffer benötigten, und es gebe noch keine autarken Stromversorgungssysteme, die die Schwankungen der Sonneneinstrahlung und der Windenergie über das Jahr ausgleichen könnten. 

Die Erkenntnisse von Simon Michaux machen deutlich, dass es dringend notwendig ist, sich mit der Logistik und den Mechanismen des Übergangs zu einer regenerativen Wirtschaft zu befassen. Letztlich erfordert der Übergang zu einer regenerativen Wirtschaft ein grundlegendes Umdenken, weg von einem wachstumsorientierten Modell hin zu einem Modell, das langfristige Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit in den Vordergrund stellt. „Es liegt an uns allen, als Einzelpersonen und Mitglieder der Gesellschaft, auf dieses Ziel hinzuarbeiten und eine bessere Zukunft für die kommenden Generationen zu sichern“, sagt der Wissenschaftler.

Das Video zur Präsentation von Simon Michaux ist unter https://www.youtube.com/watch?v=6ET5j-lqPO0kostenfrei verfügbar. Informationen zur GITA „MasterSeries“ und kostenlosen Teilnahme gibt es bei Sebastian Fittko (s@gita.global) und Thomas Schindler (t@gita.global).