„Wir möchten die signifikante Reallokation und Mobilisierung von Kapital in Richtung Impact Investing fördern“

Johannes P. Weber ist Geschäftsführer der Bundesinitiative Impact Investing (BIII). Im Interview mit Prof. Dr. Patrick Peters nimmt er Stellung zur Rolle der BIII und zur Definition des Impact Investing und erklärt unter anderem, was passieren muss, damit das Impact Investing immer höhere Zugkraft bei Investoren erhält.

Welche Rolle nehmen Sie als Bundesinitiative Impact Investing ganz allgemein ein? Was sind Ihre Ziele?

Johannes P. Weber: Kurz gesagt, sehen wir uns als führende Initiative im Bereich Impact Investing in Deutschland. Unsere Vision ist ein regeneratives Investieren und Wirtschaften  das ökologische Grenzen respektiert und soziale Standards einhält. Wir sehen Impact Investing als entscheidendes Instrument, um dieses Ziel zu erreichen. Daher fördert die BIII die signifikante Reallokation und Mobilisierung von Kapital in Richtung Impact Investing. Unsere Schwerpunkte sind die Förderung des Bewusstseins für Impact Investing und einer neuen Haltung bei Akteuren aus der Wirtschafts- und Finanzwelt, die Schaffung von Wissen und Kompetenzen über Impact Investing und den Impact Investing-Markt und die Verbesserung der rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Impact Investing. Ebenso wollen wir Allianzen etablieren und Netzwerke stärken.

Wie definieren Sie als Bundesinitiative diese Form der Kapitalanlage?

Johannes P. Weber: Das ist keine ganz einfache Frage. Wir sehen noch unterschiedliche Definitionen von Impact Investing, die oft davon abhängig sind, aus welcher Ecke man kommt. Die BIII hat im Dezember 2022 ein Positionspapier mit einem Orientierungsrahmen für Impact-Ansätze veröffentlicht. Darin definieren wir genuines Impact Investing anhand von vier Charakteristika. Der Asset Impact beschreibt einen real-weltlichen, signifikanten und nettopositiven Impact auf Unternehmens-/Asset-Ebene. Der Investoren-Impact meint den netto-positiven, signifikanten Impact des Investors auf den Asset Impact durch finanzielle/nichtfinanzielle Unterstützung, Engagement etc. Zudem werden Intentionalität und Rechenschaft für Impact auf der Grundlage robuster Evidenz so wie ein funktionierendes Impact-Messung und -Management-Systembenötigt.

Besteht aus Ihrer Sicht bereits Einigkeit bei der Definition von Impact Investing?

Johannes P. Weber: Nein, leider existieren noch unterschiedliche Definitionen, wobei ein langsamer Prozess der Vereinheitlichung zu erkennen ist. Der kleinste gemeinsame Nenner ist oft die Definition des Global Impact Investing Network (GIIN), die Impact Investments als Investitionen definiert, „die mit der Absicht getätigt werden, neben der finanziellen Rendite eine messbare soziale und ökologische Wirkung zu erzielen“. Jüngst haben aber auch andere Institutionen aus dem Bereich Sustainable Finance, wie das EUROSIF, oder dem Bereich Venture Philanthropy, wie die EVPA, Definitionen vorgelegt. Knackpunkte sind oft Fragen nach der Additionalität, also der zusätzliche Beitrag des Investors, und der Intentionalität, die letztlich auch nur auf der Ebene des Investors vorhanden ist. In Bezug auf die unterschiedlichen Anlageklasse ist vor allem die Frage umstritten, ob auch in Listed Equities mit Impact investiert werden kann.

Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit das Impact Investing immer höhere Zugkraft bei Investoren erhält?

Johannes P. Weber: Unseres Erachtens ist das nicht nur eine Maßnahme, sondern ein ganzes Bündel, sodass wir diesen Bereich systematisch anpacken müssen. Regulatorik ist ein wichtiger Bereich. Sie sollte den Fokus stärker  auf Impact legen und  weniger auf Nachhaltigkeitsrisiken. Bei den Asset Managern muss sich nicht nur die strategische Ausrichtung, sondern auch die Governance ändern. Impact muss in alle Prozesse und Systeme integriert werden. Zudem brauchen wir einen Wandel im Mindset sowie den Werten und Prioritäten der Investoren. Die neue Investorengeneration tickt Großteils ganz anders als die „alte“. Das hilft aber ein Generationswechsel braucht leider auch seine Zeit.

Welche Wachstumschancen prognostizieren Sie für die nähere Zukunft, gerade bei privatem Kapital?

Johannes P. Weber: Privatpersonen mit hohen Vermögen sind ein zentraler Treiber im Impact Investing. Deren Engagement muss noch stärker werden, weil sie nicht nur über viel Kapital verfügen, sondern in der Regel auch die größte Flexibilität haben, was Investmenthorizonte und -strategien angeht. Letztendlich müssen aber alle Investorengruppen einen Beitrag leisten, vom institutionellen Investor bis zum Retailkunden.

Wie bewerten Sie als BIII das politische Umfeld für das Impact Investing? Gibt es Pläne, sich politisch zu engagieren?

Johannes P. Weber: Wir haben bereits im Rahmen der letzten Bundestagswahl eine erste Kampagne gestartet und wollen künftig noch stärker politisch aktiv werden. Dabei geht es nicht um hartes Lobbying, sondern vor allem um Ideen für die Weiterentwicklung des Marktes und die Förderung von Impact Investing. Die Interessen von BIII und Bundesregierung gehen ja in eine sehr ähnliche Richtung. Wichtig ist, dass wir den Impact-Ansatz noch stärker in der Regulatorik verankert bekommen. Hier liegt noch viel Potential, Es sollte auch über weitere Mechanismen und Ansätze nachgedacht werden, um Impact Investing zu fördern. Durch Maßnahmen im Steuerrecht oder durch gezielte Fördertöpfe oder auch durch Instrumente, um Risiken abzufedern.

Sie haben vor einigen Monaten Ihre zweite Marktstudie veröffentlicht. Wie ist das Feedback auf Ihre Ergebnisse und was kann die Branche daraus lernen?

Johannes P. Weber: Das Feedback auf unseren zweiten Bericht nach 2020 war sehr positiv, wir haben ein breites Medienecho erhalten. Die Marktstudie ist eine wichtige Grundlage für die Arbeit der BIII. Wir können glaube ich viel aus dieser Untersuchung lernen. Dabei sind nicht nur die Zahlen über das Wachstum des Marktes interessant, sondern vor allem auch diedie Einschätzungen über mögliche Hürden und Herausforderungen. Es ist noch einiges zu tun, aber der Weg ist bereitet.