Neues Positionspapier will Impact Investing-Definition schärfen

Die Bundesinitiative Impact Investing hat das Positionspapier „Impact Investing“ erarbeitet, das eine Abgrenzung von konventionellen ESG-Ansätzen und eine normative Differenzierung verschiedener Impact-Ansätze ermöglicht. Diskussionspotenzial birgt die Haltung, dass Aktieninvestments am Sekundärmarkt keinen signifikanten Investoren-Impact liefern könnten.

Mit ihrer Marktstudie „Impact Investing in Deutschland 2022“ hat die Bundesinitiative Impact Investing gezeigt, dass die aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen ein Hemmnis für ein weiteres Wachstum des Marktes darstellen. Dies umfasst auch die Frage der Definition von „Impact Investing“. Dazu heißt es in der Studie: „Für die weitere Entwicklung des Impact Investing Marktes erachten die Teilnehmenden vor allem eine verbesserte Informationslage und Markttransparenz sowie den generellen regulatorischen Rahmen als essenziell. Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen in Deutschland werden eher als nicht förderlich bewertet. Zusätzlich sieht die Mehrheit der Teilnehmenden einen Handlungsbedarf in den Bereichen der Impact Messungs- und Management-Methodologie, der Datenverfügbarkeit und einer harmonisierten Definition von Impact Investing. Unabhängig von diesen Aspekten glauben die Teilnehmenden aber mehrheitlich, dass Impact Investing die Nische verlassen und zu einem nicht unerheblichen Marktsegment aufsteigen wird.“

Auf eine Definition des Begriffs „Impact Investing“ verständigen

Um diese Punkte zu konkretisieren, hat die BIII das Positionspapier „Impact Investing“ erarbeitet, das eine Abgrenzung von konventionellen ESG-Ansätzen sowie eine normative Differenzierung verschiedener Impact-Ansätze ermöglicht. Das Positionspapier wurde vom BIII-Arbeitskreis Wirkungsmanagement und Wirkungsmessung zusammen mit Mitgliedern, Vorstand und Geschäftsführung erarbeitet und von der Mitgliederversammlung bestätigt. Für die Arbeit der BIII bildet das Positionspapier eine wichtige Grundlage, die in Zukunft in Bezug auf unterschiedliche Assetklassen weiter ausdifferenziert werden soll, heißt es. Das Papier ist unter www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7010915477547839488/ erhältlich.

Aber was sagt das Positionspapier konkret aus? Es dient dem Zweck, sich auf eine Definition des Begriffs „Impact Investing“ zu verständigen, die einerseits hinreichend scharf und eindeutig ist und damit eine klare Abgrenzung von konventionellen ESG- Ansätzen und eine Differenzierung verschiedener Impact- Ansätze ermöglicht. Andererseits soll die Definition niedrigschwellig genug sein, um institutionelle Investoren zu ermutigen, ihre Impact-orientierten Allokationen zu erhöhen. „Genuines“ Impact Investing wird demnach anhand von vier Kerncharakteristika definiert: Asset-Impact, Investoren-Impact, Intentionalität und Rechenschaft sowie Impact-Messung und -Management.

Vier Dimensionen müssen erfüllt werden

Der Asset Impact meint, eine im Laufe der Zeit realweltliche, signifikante und netto-positive Wirkung zu erzielen. Die positiven Wirkungen müssen also empirisch nachweisbar sein (real-weltlich), in Bezug auf Breite, Tiefe, Geschwindigkeit und Effizienz normative Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen (Signifikanz) und in ihrer Gesamtheit ethisch wohlbegründet werden, also möglichst keine erheblichen negativen Effekte auf externe Stakeholder oder die Umwelt beinhalten. Unter Investoren-Impact versteht das Positionspapier, dass ein Kapitalgeber durch seine Aktivitäten signifikant zu einem zusätzlichen, netto-positiven Asset Impact beiträgt, welcher andernfalls nicht zu erwarten gewesen wäre. Investoren können einerseits durch finanzielle Unterstützung Verbesserungen oder Skalierungen von Asset Impact ermöglichen. Andererseits können sie durch nichtfinanzielle Unterstützung und Engagement (Kontrolle, Einflussnahme) Geschäftsaktivitäten mit positivem Impact verbessern oder eine Impact-Transformation initiieren beziehungsweise ermöglichen. Die verhaltensorientierte klare Impact-Intentionalität und Impact-Rechenschaft dienen als Grundlage der Planung und strategischen Ausrichtung, während Impact-Messung und -Management alle Investment-Prozesse vom Sourcing bis zum Exit umfasst. Die Anwendung der Impact Principles als aktuell anerkanntes Rahmenwerk für Impact-Messung und -Management ermöglicht Effektivität, Vorhersehbarkeit und Replizierbarkeit in Bezug auf das Management relevanter Impacts und ESG-Risiken, heißt es im Positionspapier.

Aktieninvestments im Sekundärmarkt können für Impact Investing stehen

Peter Brock, Mitglied der BIII und Geschäftsführer der Impact Investings Media GmbH unterstützt die klare Positionierung des Themas und stimmt grundsätzlich allen Punkten zu. Er ergänzt aber, dass unter bestimmten, strengen Kriterien beispielsweise auch Aktieninvestments im Sekundärmarkt für Impact Investing stehen können, wenngleich der Aspekt der Erreichung eines signifikanten Investoren-Impact im Sekundärmarkt sicherlich grundsätzlich schwieriger ist als beispielsweise bei Direktbeteiligungen in Sozialunternehmen und/oder Start-ups. Aber letztere Assetklasse ist leider für einfache Retail-Investoren üblicherweise nicht zugänglich. Das Positionspapier stellt daher heraus, dass Aktieninvestments am Sekundärmarkt eine Form des wirkungskompatiblen Investierens seien, bei dem Impact-Messung und -Management zwar praktiziert werde, aber signifikanter Investoren-Impact nicht vorhanden sei oder unwahrscheinlich beziehungsweise schwer zu erreichen scheine. 

Peter Brock sagt: „Impact mit Aktien ist insbesondere bei Ausübung besonders strenger Ausschlusskriterien wie der völligen Vermeidung nicht nachhaltiger Umsätze im Rahmen einer konsequenten Anlagestrategie vorrangig bei Small- und Midcap-Aktien, gepaart mit aktiver Wahrnehmung der Stimmrechte und Messung des Impacts, möglich. Echtes Impact Investing sollte wohlmeinenden Aktien-Anlegern auch in der Breite zugänglich sein und nicht nur Hochvermögenden bei Direktbeteiligungen mit großen Summen, wo der Impact oft klarer ist.“ Aber hierbei hätten die Definitionsebenen einen sehr hohen Detailierungsgrad, der Retail-Investoren kaum zu vermitteln sei. Daher sollte die Impact Investing-Szene weiter daran arbeiten, das Thema für den Verbraucher in Zukunft zu vereinfachen, individuell gültige Definitionen für allen Assetklassen (Sekundärmärkte, Immobilien, etc.) zu definieren und gleichzeitig somit Impact-Washing zu verhindern.

Über den Autor: Prof. Dr. Patrick Peters, MBA

Prof. Dr. Patrick Peters, MBA ist Professor für PR, Kommunikation und digitale Medien und Prorektor an der Allensbach Hochschule, Wirtschaftspublizist und Kommunikationsberater. Er befasst sich seit vielen Jahren mit der Finanzindustrie und berät vor allem Vermögensverwalter, Finanzdienstleister und Unternehmen, die sich dezidiert mit dem Thema der Nachhaltigkeit befassen. Er hält einen MBA mit Fokus auf Leadership und Ethik. Er ist Chefredakteur von impactinvestings.de.

Prof. Dr. Patrick Peters
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